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Hydrogen Technology Expo in Bremen: Warum die Welt beim Thema Wasserstoff auf die Hansestadt schaut

Ein Bild eines Standes auf der Hydrogen Technology Expo in Bremen.

c Messe Bremen, Transglobal, Rathke

Die Hydrogen Technology Expo Europe ist die größte Zulieferndenmesse für Wasserstofftechnologien. Sie findet jedes Jahr im September in Bremen statt. Auch 2023 trifft sich das Who is who der Branche vom 27. bis 28. September in der Hansestadt.

Dann werden sich geplant bis zu 8.000 Besucher:innen und 450 ausstellende Unternehmen mit einem „Moin!“, einem „Salut“, „How are you?“ oder auch „Konnichiwa“ begrüßen. Seit 2021 in Bremen, ist die Messe eine feste Adresse im Terminkalender der Branche.

Neben branchenführenden Unternehmen wie Air Liquide aus Frankreich, Linde aus Deutschland oder NEL aus Norwegen zeigen Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Versorgung, der Elektrotechnik, dem Transportwesen oder der Automatisierung ihre neusten Aktivitäten, Projekte und Produkte. Dies schließt auch die Nutzung („Usage“ – beispielsweise in der Chemie) und Speicherung (Storage – beispielsweise in alten Gasfeldern) ein.

Begleitet wird der Ausstellungsbereich von einem umfangreichen Konferenzprogramm mit nahezu 200 Vorträgen aus allen Bereichen der Wasserstoff- und Carbon-Capture-Wirtschaft. Hier geben sich CEOs, CTOs und Chief Engineers der namhaften Unternehmen der Branche das Mikro in die Hand und stehen für Fragen im Plenum oder bei einem Kaffee zur Verfügung.

Die Hydrogen Technology Expo Europe 2022 in Zahlen

Wasserstoff auf den Weg bringen

Sie alle vereint ein Ziel: Die Wasserstoffwirtschaft voranzubringen. Klimaneutraler Wasserstoff gilt als ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einer CO2-emissionsarmen Zukunft. Für die chemische Industrie, Stahlproduktion, für Transportaufgaben im Schiffs- und Luftverkehr wird das flüchtige Gas zentraler Energieträger der Zukunft, ob direkt als Gas oder über Verfahrensschritte als e-Fuel – auch einer der fünf Themenschwerpunkte von Messe und Konferenz.

Dafür müssen die weltweiten Energiesysteme massiv umgebaut werden. Die Klassifikationsgesellschaft DNV sieht etwa einen globalen Investitionsbedarf von 6,8 Billionen US-Dollar bis 2050. Mit dem Ziel, bis 2050 grünen Wasserstoff für einen Dollar pro Kilogramm zu produzieren, wird der weltweite Bedarf spätestens ab 2030 exponentiell steigen, so Analysen von pwc. Aber auch bis 2030 wird die globale Wasserstoffwirtschaft stark wachsen, getrieben von neuen technischen Entwicklungen und Investitionsprogrammen, die den Weg für die Technologie ebnen.

„Wasserstoff ist jetzt und wird auch in den kommenden Jahren das globale Thema sein. Die nächsten Jahre sehen unglaublich spannend aus. Wir hoffen, dass unsere Messe dazu beitragen kann, Schlüsseltechnologien zu entwickeln und die Kosten für die Zulieferer zu senken. So wird eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft jedes Jahr mehr und mehr Realität“, erklärt Charlie Brandon, Event Director der Hydrogen Technology Expo Europe.

Hydrogen Technology Expo 2022 – im Zeichen der internationalen Kooperationen

2022 machte die Hydrogen Expo in Bremen dafür einen großen Schritt. Mit Rekordzahlen von 6.500 Teilnehmenden und 350 ausstellenden Unternehmen verdoppelten sich die Besuchszahlen und ließen sie zur größten Wasserstoffmesse für Zulieferer und Zuliefererinnen der Welt werden.

Großes Augenmerk lag dabei auf dem internationalen Austausch – denn mit Ende der meisten Reiserestriktionen stieg auch die Zahl internationaler Besucher:innen deutlich an. „Der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft kann nur im globalen Maßstab gelingen. Wir wollen deshalb so früh wie möglich internationale Netzwerke und Kooperationen anregen, die hier in Bremen verankert sind. In der Tradition der Hanse, die jahrhundertelang den Nordseeraum verband, bringt die Messe in Bremen die Welt beim Thema Wasserstoff zusammen“, sagt Hans-Georg Tschupke, Leiter der Abteilung Innovation, Industrie, Digitalisierung der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa.

Bremen geht H2-Partnerschaften mit Norwegen, England und den Niederlanden ein

So begrüßte die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Kristina Vogt, anlässlich der Messe etwa den Botschafter des Königreichs Norwegen, Torgeir Larsen, in Bremen. Sie hatten sich bereits Mitte Juni 2022 im Rahmen des 1. German-Norwegian Hydrogen Forums in Hamburg kennengelernt, während dem auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Bremen und den anderen norddeutschen Ländern sowie Norwegen vereinbart wurde. Dabei unterzeichneten auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaften Norwegens und Bremens ein Memorandum of Understanding über eine künftige Zusammenarbeit. Im selben Monat fand zudem eine von der Handelskammer Bremen organisierte Delegationsreise nach Norwegen statt.

Ein weiterer internationaler Austausch ereignete sich im Rahmen des „North Meets North Hydrogen Dialogue“ während der Expo. Gemeinsam mit dem britischen Handelsministerium organisierte die norddeutsche Wasserstoffinitiative HY-5 das Meeting. Beide Regionen stehen vor ähnlichen Herausforderungen, beispielsweise bei der bestehenden Schwerindustrie, haben aber auch ähnlichen strukturelle Chancen durch ihre Lage und das Innovationspotenzial. Mit einem großen Gemeinschaftsstand wird Großbritannien auch im Jahr 2023 eine bedeutende Rolle auf der Messe spielen und die Anwesenheit zahlreicher Akteurinnen und Akteure bietet die Gelegenheit der Fortsetzung des im letzten Jahr begonnenen Dialogs.

Bereits im Jahr zuvor war eine engere Kooperation zwischen Bremen und der niederländischen Stadt Groningen vereinbart worden. So war auch der Bürgermeister von Groningen, Koen Schuilling, auf der Messe vertreten und eine ihn begleitende Delegation von wissenschaftlichen Institutionen und Firmen konnte sich in einem parallel organisierten „Bremen meets Groningen Workshop“ intensiv mit hiesigen Unternehmen austauschen und sich auf der Messe vernetzen.

„Es gibt ein hohes Interesse am länderübergreifenden Austausch. Das haben wir auch am Business-Matchmaking des Enterprise-Europe-Network (EEN) während der Messe festgestellt, bei dem mehr als 435 Treffen zustande kamen“, ergänzt Karsten Schmitt, Referent der Geschäftsstelle Wasserstoffwirtschaft.

2023 wird sich der internationale Maßstab noch einmal erheblich vergrößern. Allein aus Korea, der Region Kobe in Japan, den Niederlanden und den UK werden größere Gemeinschaftsstände vertreten sein. Die „Weltkarte“ des Wasserstoffs füllt sich also. Japan kommt dabei als Wasserstoff-Standort besonderes Interesse zu, es stammen von dort immerhin 24 Prozent aller zwischen 2011 und 2020 erteilten Wasserstoffpatente.

Industrie trifft sich auf der Hydrogen Technology Expo

Vom hohen fachlichen Interesse zeigten sich auch die zahlreichen Unternehmen auf der Messe begeistert, allen voran Bremer Teilnehmende wie etwa ENGINIUS. Der Hersteller von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen stellte das Fahrgestell eines solchen Fahrzeugs in der Messehalle aus, das mit einer EU-Typenzulassung als Müllsammelfahrzeug oder auch für den Schwerlastverkehr sofort eingesetzt werden kann, und war damit ganz klar Magnet für die Besucherinnen und Besucher.

„Wir freuen uns, mit unseren H2-LKW von ENGINIUS Teil der Hydrogen Technology Expo Europe zu sein. Es macht uns stolz, als Bremer Unternehmen die Wasserstoffwirtschaft in Bremen willkommen zu heißen. Netzwerken, Austauschen, Erkunden und Entdecken; getreu dem Bremer Motto „buten un binnen, wagen un winnen“, so Claudia Schaue, Leiterin Marketing & Kommunikation der Muttergesellschaft FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG. Bereits heute entstehen bei ENGINIUS jährlich 100 Fahrzeuge.

Diese Begeisterung für die Messe nahm Charlie Brandon nicht nur während der Messetage wahr: „Als kleine Anekdote: Ich erinnere mich gern an den Vorabend der Messe, bei der die Stadt Bremen in der historischen Rathaushalle einen Empfang ausrichtete. Dies war eine fantastische Gelegenheit zum Networking und ermöglichte uns den Start der Messe mit einer großartigen Erfahrung auf hohem Niveau. Es war großartig, so viele vertraute und neue Gesichter in Bremen zu sehen.“

Vorschau auf 2023 – die Hydrogen Technology Expo wächst

Diese Begeisterung wird sich auch dieses Jahr wieder einstellen, ist sich Brandon sicher. Der Messedirektor erwartet 2023 ein deutliches Wachstum auf bis zu 500 ausstellende Unternehmen und mehr als 8.000 internationale Besucher:innen, die freien Eintritt in die Messehallen erhalten. Um dem Wachstum gerecht zu werden, werden zwei zusätzliche Messehallen angemietet.

Hier finden sich neben den Unternehmen auch wissenschaftliche Institute wieder. Denn Forschungsprojekte zwischen Industrie und Wissenschaft setzen die entscheidenden Impulse für den Fortschritt in der Nutzung von Wasserstoff.

Das kann auch das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) bestätigen. Das Bremer Institut nutzte die Messe 2022, um auf dem eigenen Stand über aktuelle Projekte zu informieren:

„Die Hydrogen Technology Expo ist ein idealer Ort, um mit Experten aus der Wasserstoffwirtschaft im Austausch zu sein. Das Fraunhofer IFAM ist als Forschungs- und Entwicklungspartner von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien seit vielen Jahren in der Wasserstoffwirtschaft tätig. Für uns ist es deshalb etwas Besonderes, die nationale und internationale Wasserstoff-Community direkt vor Ort begrüßen zu können und die Bremer Wasserstoffkompetenzen darzustellen“, erklärt, Dr. Florian Sayer, Geschäftsfeldleitung Energie vom IFAM.

Bremen als idealer Standort der Wasserstoffindustrie

Dass die Messe 2021 in Bremen ihr neues Zuhause fand, hat gute Gründe. Denn der Standort vereint viele der Disziplinen, die relevant für die Wasserstoffzukunft sind: Know-how in den Werkstoffwissenschaften, im Luft- und Raumfahrtsektor, im Bereich Maritimes, Automotive wie auch eine Pionierrolle in den erneuerbaren Energien. Dazu kommt – im Norden insgesamt, aber eben auch in Bremen – eine ideale Infrastruktur mit umrüstbaren Gasnetzen und Kavernen, um eine unterbrechungsfreie Wasserstoff-Versorgung sicherzustellen.

Messemacher Brandon: „Die Stärken Bremens, Bremerhavens und Norddeutschlands als Ganzes sind für den Erfolg unserer Fachmesse von entscheidender Bedeutung. Bremen hat sich ehrgeizige Ziele im Bereich Wasserstoff gesetzt. Wir nutzen hier die Nähe zur Nordsee, um die umliegenden Länder für unsere Messe zu erschließen. Nordeuropa ist weltweit zum Synonym für Wasserstoff geworden, denn hier gibt es viele der großen Carbon Capture- und Wasserstoffproduktionsprojekte. Darauf bauen wir mit unserer weltweit größten Wasserstoffveranstaltung auf.“

Und auch in Bremen arbeiten Unternehmen und Wissenschaft gemeinsam an bedeutenden Großprojekten, insgesamt gibt es derzeit ein Investitionsvolumen von mehr als 1 Milliarde Euro im Bereich Wasserstoff.

Die zahlreichen Aktivitäten betten sich in die norddeutsche und die bremische Wasserstoffstrategie ein. Diese legen das Fahrwasser für die kommenden Jahre fest. Bis 2030 sollen in Norddeutschland fünf Gigawatt an Elektrolyse-Kapazitäten entstehen, neue Test- und Forschungszentren errichtet werden sowie Wasserstoff in Industriesektoren wie der Stahlerzeugung oder der maritimen Wirtschaft erprobt werden. Sie sind auch Teil des Bremer Aktionsplans Klimawirtschaft, der bis zum Jahr 2038 eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft im Bundesland vorsieht.

„Die Messe ist ein Baustein innerhalb unserer Strategie. Denn sie bringt die Menschen zusammen, die letztendlich den Wandel einleiten werden. Sie lernen dabei Bremen kennen, was dem Standort wie den Unternehmen hier letztlich zugutekommt“, so Elitsa Pesina, Referentin der Bremer Wasserstoffgeschäftsstelle. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, wenn die Messe ab 2024 in die Schwesterstadt Hamburg zieht - nachdem sie in Bremen großgeworden ist. Mit einem großen Gemeinschaftsstand wird dann Bremen dort weiter daran mitarbeiten, die norddeutsche Zusammenarbeit zu stärken und die gesamte Region als nachhaltigen und innovativen Wirtschaftsstandort zu vermarkten.

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