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Leichte Sprache / Deutsche Gebärdensprache

Augmented und Virtual Reality in Bremen kennenlernen

AR in der Industrie, Bild: PTS/ProLog Innovation

von Jann Raveling
Virtual Reality und Augmented Reality finden in Unternehmen und in unserem Alltag bisher nur langsam Einzug. Denn so viele Chancen die Technologie bietet, ist der Zugang dazu doch auf den ersten Blick komplex, das Thema fremd. Zahlreiche Bremer Unternehmen wollen das ändern.

Was ist Virtual Reality?

Bei der Virtual Reality (VR) geht es darum, mittels einer so genannten VR-Brille völlig in eine simulierte Welt abzutauchen. Das Display in der Brille nimmt beinahe das gesamte Sichtfeld ein, somit entsteht das Gefühl, völlig von der 3D-Welt umgeben zu sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen 2D-Bildschirmen wirken Tiefen plastisch und Welten somit viel realistischer, als es jemals zuvor möglich war. Dem Gehirn wird ein Streich gespielt – und tatsächlich verarbeitet es simulierte Eindrücke wie echte. Wer Höhenangst hat und virtuell vor einer Klippe steht, dem werden die Knie weich.

Was ist Augmented Reality?

Augmented Reality (AR) bezeichnet hingegen die Erweiterung unserer Umgebung durch digitale Objekte. Im Gegensatz zur VR sind AR-Brillen nicht geschlossen, sondern transparent. Anwenderinnen und Anwender sehen durch sie die normale Welt, jedoch werden virtuelle Objekt oder digitale Informationen auf das Brillenglas oder per Minidisplay eingeblendet. Ähnlich funktioniert es auch bei AR-Apps für das Smartphone, die über eine Kamera die Welt um uns herum aufnehmen und um digitale Objekte erweitern. Diese können in Echtzeit manipuliert werden, zum Beispiel gedreht, eingepasst oder farblich verändert.

Welche Unternehmen beschäftigen sich mit VR/AR in Bremen?

Anymotion

Als Spezialist in der 3D-Modellierung liegt das Thema AR/VR für Anymotion sehr nahe. Das kleine Unternehmen erstellt hauptsächlich Visualisierungen von Modellen wie Häusern oder technischen Anlagen. Im Bereich der erweiterten Realität haben sie ihre Kompetenzen unter anderem in Forschungsprojekten eingesetzt wie „AR-Maintenance“. In diesem Projekt ging es um ein Assistenzsystem mit Datenbrille zur Unterstützung des technischen Servicepersonals in Windenergieanlagen. Das System hilft zum Beispiel bei der Navigation. So leitet es in den komplexen Windenergieanlagen auf sicheren Wegen zu den Einsatzorten und zeigt dort Informationen zu Aufträgen an.

augment it by RADIUS

Die Digitalagentur RADIUSMEDIA hat sich auf AR/VR für technische Unternehmen spezialisiert. So entwickelte das zehnköpfige Team für den Bremer Feuerungsanlagenhersteller SAACKE eine Augmented-Reality-Anwendung für die Microsoft Hololens, einer der leistungsfähigsten Brillen auf dem Markt. Auf einer Messe konnten Fachbesucherinnen und Fachbesucher den digitalen Zwilling einer SAACKE-Verbrennungsanlage realitätsgetreu inspizieren:


Geschäftsführer Udo Corleis hat am Firmensitz in der Bremer Überseestadt einen 60 Quadratmeter messenden „Lab Space“ eingerichtet, einen eigenen Raum zum Kennenlernen der neuen Technologie: „Augmented Reality ist für viele Unternehmen noch sehr unbekannt. Sobald unsere Kunden VR oder AR erleben und selbst ausprobieren, sprudeln die Ideen für nützliche Anwendungen ganz schnell. Deshalb können sich Unternehmen bei uns im Lab Space umfassend informieren“. Im nächsten Schritt überlegen sich dann die IT- und Marketing-Spezialisten bei RADIUSMEDIA, wie aus den Ideen spannende Augmented Reality-Konzepte werden.

engram GmbH

Virtual Reality im Beratungsgespräch – das ist die Mission des Softwaredienstleisters engram. Das Unternehmen arbeitet vor allem mit Unternehmen der Finanzbranche und setzt Virtual Reality ein, um komplexe Themen, wie Baufinanzierung oder den Wertpapierhandel, anschaulich erklären zu können.

„Unsere VR-Welt V!EW sehen wir als Ergänzung zum Beratungsgespräch und als Unterstützung für den Berater. In den virtuellen Räumen können dem Kunden schwierige Zusammenhänge bildhaft erklärt werden, die länger im Gedächtnis bleiben. Der Berater ist ebenfalls in die virtuelle Welt eingebunden und begleitet den Kunden. Dabei erhält jener zudem Hinweise für die Führung des Gesprächs“, sagt Julia Göttsche, Marketing-Managerin bei engram.

Große Finanzunternehmen nutzen die Vertriebslösung der Bremer, um Kundinnen und Kunden einen leichten Zugang zu komplexen Sachverhalten zu ermöglichen. Eine Demo ist auf www.engram.de/engram-vr verfügbar. Entscheidet sich ein Unternehmen, mit engram zusammenzuarbeiten, ermittelt das Team in gemeinsamen Workshops Potenziale und Ideen. Die Umsetzung erfolgt in der hauseigenen Entwicklungsabteilung.

HEC GmbH

Das Softwarehaus aus der Bremer Überseestadt setzt zahlreiche Projekte in den Disziplinen Augmented und Virtual Reality (AR und VR) um. Für die pds GmbH in Rotenburg ist zum Beispiel eine AR-Anwendung entstanden, in der sich Bäder planen lassen. Nutzerinnen und Nutzer können mit der AR-Brille noch während des Rohbaus Armaturen, Toiletten oder Duschen frei im Raum platzieren, Designs ausprobieren und kreativ umgestalten. „Vielen Menschen fällt das räumliche Abstrahieren schwer – sich zum Beispiel vorzustellen, wie ein kleines Fliesenmuster, das sie aus dem Baumarkt erhalten haben, wirkt, wenn es im ganzen Raum eingesetzt wird. Mittels Augmented Reality können wir den echten Raum digital so verändern, wie wir möchten – etwa das Fliesenmuster komplett in den Raum projizieren“, erklärt Malte Wellmann, Experte AR/VR bei HEC. Unternehmen, die sich für einen Einsatz der Digitaltechnologie interessieren, bietet HEC Workshops und einen Showroom, in dem verschiedene Ansätze getestet werden können. Er rät: „Unbedingt einmal selbst erleben! Der Unterschied von 2D am Monitor zu 3D mit der Brille ist jedes Mal beeindruckend.“

Entstehen im gemeinsamen Gespräch während des Workshops dann Ideen, setzen Entwicklung und Design der HEC diese um. „Es ist nicht so kompliziert, wie viele denken. Ein Projekt können wir schon in wenigen Wochen realisieren“, versichert Wellmann und erzählt weiter: „Bisher wird AR und VR vor allem in Vertrieb und Marketing, beispielsweise auf Messen, eingesetzt, aber die Möglichkeiten sind unbegrenzt und wir stehen erst am Anfang. Gerade wenn es darum geht, Produkte zu konfigurieren oder noch nicht gebaute Immobilien zu begehen, sind diese Technologien unschlagbar.“

Ein weiteres Beispiel im folgenden Video: Es zeigt eine noch nicht gebaute Immobilie auf einem Baugrundstück. Interessierte können einen QR-Code an der Baustelle einscannen und das fertige Bauvorhaben direkt im Kamerabild ihres Smartphones sehen.

ProLog Innovation

Neue Konzepte für die Logistikbranche zu finden und umzusetzen, hat sich Sven Hermann von ProLog auf die Fahnen geschrieben. Zusammen mit der PTS Logistics Group hat er das weltweit erste Praxisbeispiel mit der HoloLens in der Projektlogistik umgesetzt:
Unterstützt wurde das Projekt auch von Studierendenseite: In einem Workshop von regionalen Logistikunternehmen mit den LogistikLotsen, jungen Studenten unterschiedlicher Hochschulen und Disziplinen, die sich für Digitalisierung in der Logistik interessieren. Auch in einem weiteren Projekt – eine App, eingesetzt auf Messeständen – nutzt PTS die Augmented Reality, um auf sich aufmerksam zu machen. Die entwickelte App ermöglicht es, dass Logo der PTS Logistics Group – ein Holzpferd im Stile des trojanischen Pferdes – in realer Größe mittels eines handelsüblichen Smartphones oder Tablets persistent in die reale Welt einzublenden.

SALT AND PEPPER

Der Digitalisierungs- und Technologiedienstleister SALT AND PEPPER fokussiert sich auf das produzierende Gewerbe sowohl mit individuellen Softwarelösungen als auch eigenen Produkten. Dazu zählen im Bereich VR etwa „Boxplan“, ein Montageplanungstool, mit dem es möglich ist, Produktionsstätten virtuell zu skizzieren und erfahrbar zu machen sowie „Forestage“, mithilfe dessen sich CAD-Modelle schnell in virtuelle Umgebungen einbetten lassen.

„An unserem Entwicklungsstandort in Osnabrück haben wir mehrere Räume eingerichtet, in denen VR Applikationen getestet und Unternehmen die virtuelle Realität kennenlernen können“, erklärt Anna Schulze-Smidt, Leiterin Marketing und Kommunikation des Unternehmens. „Bei der Entwicklung unserer Softwarelösungen und Produkte setzen wir ausschließlich agile Methoden wie SCRUM ein, mit denen wir für unsere Kunden schnell greifbare Ergebnisse erzielen können.“

Ubimax

Das Bremer Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich Wearables und AR. Ihre Software xPick wird in Lagerhäusern eingesetzt, wo Angestellte Waren kommissionieren – also Bestellungen aus Regalen zusammensuchen. Statt das richtige Fach mühsam zu suchen und Produkte per Hand einzuscannen, zeigt die AR-Brille das korrekte Lagerfach an und übernimmt mittels Handrückenscanners auch die Registrierung im System.

„Die Vorteile liegen auf der Hand: Beide Hände sind frei für die eigentliche Aufgabe, die Fehlerquote wird gesenkt durch detailgenaue, grafische Anweisungen und jeder Arbeitsschritt wird digital dokumentiert und ist jederzeit nachvollziehbar“, erklärt Leonid Poliakov, Head of Marketing.

Ubimax Produkte werden weltweit eingesetzt, neben dem Kommissionieren kommen Brillen bei der Inspektion, Montageunterstützung, Qualitätssicherung oder in der Fernwartung zum Einsatz. Vielfach werden sie mit Smart Watches und weiteren tragbaren Geräten wie Handscannern eingesetzt.

Handelskammer für Bremen und Bremerhaven (HK)

In regelmäßigen Abständen bietet die HK Veranstaltungen zum Bereich Augmented und Virtual Reality. Diese werden zu verschiedenen Themen angeboten, etwa „AR im Verkauf“. Weiter Informationen finden sich im Veranstaltungskalender der HK.

Weitere Informationen zur Digitalisierung und zum Industrie 4.0-Kompetenzverbund gibt es bei Kai Stührenberg, Tel.: 0421 361-32173, kai.stuehrenberg@wah.bremen.de

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