Sollten KMU jetzt in die additive Fertigung einsteigen oder noch warten?
Sander: Für KMU ist es wichtig zu schauen, bei welchen Bauteilen es sich lohnen könnte, mit dem 3D-Druck zu starten. Vielleicht ein Teil, das schwer lieferbar ist, weil beispielsweise ein Gussteil fehlt? Man kann hochqualifizierte Produkte drucken, aber zu Beginn startet man am ehesten zum Beispiel mit einem kleinen, einfachen Halter, um nachzuweisen, dass es möglich ist.
In Bremen hat da die BRE3D Initiative wirklich was zu bieten: Es stehen diverse wissenschaftliche Institute aus der Werkstoff-, und Verfahrenstechnik zur Unterstützung zur Verfügung. Dazu gehören etwa das Fraunhofer IFAM, das IWT, das ISEMP Faser Institut, aus der Bionik das AWI oder der Lehrstuhl für Bionik von Professorin Antonia B. Kesel, mit der wir schon eine langjährige Zusammenarbeit pflegen.
Tschupke: Zudem haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal zum Bremer 3D-Druck-Award aufgerufen, der Projekte honoriert, die Unternehmen im Bereich 3D-Druck anstoßen. Mit dem
Bre3D-Award wollen wir KMU an das Thema heranzuführen und ihnen die Möglichkeit bieten, in das Thema hinein zu schnuppern, so dass sie für sich selbst validieren können, ob sich ein Einstieg lohnen könnte.
Jedes Unternehmen wird sich früher der später die Frage stellen, ob sich durch den 3D-Druck neue Möglichkeiten ergeben, etwa Kosten zu sparen oder neue Märkte zu erschließen. Der Kern von Unternehmen ist nicht, so zu bleiben wie es ist, sondern sich an Entwicklung anzupassen.
Welche Förderungen bietet Bremen für KMU, die Interesse an der neuen Technologie haben?
Tschupke: Das Land Bremen verfügt über ein großes Portfolio an Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen. Zu nennen sind beispielsweise die Innovationsförderprogramme des Landes, die bei der Bremer Aufbaubank BAB durchgeführt werden. Es gibt Programme zur Entwicklung von neuen Märkten und es gibt Investitionsprogramme zur Unterstützung, wenn beispielsweise der Einkauf von neuen Maschinen und Anlagen anstehen.
Die eigentliche Förderung aus unserer Sicht ist aber das Netzwerk, das wir aufgebaut haben. Alle Partner in dem Netzwerk, seien sie wissenschaftliche Partner oder Unternehmenspartner, sind gerne bereit Unternehmen, die neu einsteigen wollen, mit ihrem Know-how, mit Rat und Tat zu unterstützen. Das ist, glaube ich, die deutlich wertvollere Hilfe, zur Orientierung in einer Phase, wo noch nicht jedes Unternehmen weiß, was es damit anfangen kann.
Sander: Das kann ich nur bestätigen. Für den Mittelständler ist es tatsächlich von Wert, sich mit uns, also dem Netzwerk, zu treffen und auszutauschen. Ein Vorteil der Mittelständler ist, dass sie schnell sind. Sie sind nicht an die gleichen Strukturen gebunden, wie die großen Konzerne. Was dem Mittelstand möglicherweise fehlt, ist das Know-how und eine Übersicht über die Chancen, die ihnen der 3D-Druck bietet.
Um zu starten muss sich ein Unternehmen auch keinen eigenen Drucker kaufen und hinstellen. Bei Airbus haben wir etwa über 10 Dienstleister unter Vertrag und damit Zugriff auf 45 Drucker, mit allen Methoden und Materialien. Wenn es um Titanprodukte geht, arbeiten wir zum Beispiel mit Materialise in Bremen zusammen.
In Bremen entsteht gerade das „Center for Eco-efficient Materials & Technologies“ (EcoMaT), ein interdisziplinäres Zentrum für Materialwissenschaften und -technologien.
Welche Rolle spielt 3D-Druck und wie können Unternehmen davon profitieren?
Tschupke: Das EcoMaT arbeitet an der Industrialisierung von neuen Materialien. Industrialisieren meint, das Ganze in eine robuste und harte Anwendung zu bringen und nicht nur überhaupt neu zu denken. Und so ist es auch mit dem 3D-Druck. 3D-Druck macht Sinn, wenn es industrialisiert wird und das findet im EcoMaT statt. Deshalb ist das EcoMaT eine perfekte Plattform für Unternehmen und Projekte, die in diesem Bereich arbeiten wollen.
Sander: 3D-Druck bringt Veränderungen mit sich. Dafür braucht es ganz viele neue Werkstoffe und neue Prozesse und da fügt sich Bremen mit dem
EcoMaT im norddeutschen Raum gut ein. Wir als Netzwerk können Expertise zur Verfügung stellen und die Firmen in Bremen unterstützen und zeigen, was geht.
Herr Tschupke, Herr Sander, vielen Dank für das Interview!
Mehr zum Thema 3D-Druck bei Bastian Müller (
bastian.mueller@wah.bremen.de), Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, Referent Innovation, Digitalisierung & neue Themen, T +49 (0) 421 361-32292