Zum Menü Zum Inhalt Zur Fußzeile
Leichte Sprache / Deutsche Gebärdensprache

Wie Akkuladecontainer aus Bremen den Netzausbau beschleunigen könnten

Foto des E-Ladeparks

Airportstadt E-Ladepark

Akkodis und Power Innovation Stromversorgungstechnik entwickeln neues Konzept für Ladeparks

Schnellladestationen machen das Reisen mit E-Fahrzeugen komfortabel. Sie benötigen aber starke Netzanschlüsse, die nicht überall liegen. In Bremen gibt es jetzt eine Alternative, die den Ladenetzausbau beschleunigen könnte – im Mittelpunkt: ein intelligenter Container.

Laut Bundesnetzagentur gibt es in Deutschland rund 100.000 öffentliche Ladepunkte. Ein Fünftel sind sogenannte Schnellladestationen (mehr als 22 Kilowatt Ladeleistung). Davon wiederum haben nur rund ein Drittel eine Leistung von mehr als 150 Kilowatt, können also ein großes E-Auto innerhalb von 5 bis 15 Minuten auf 80 Prozent der Batteriekapazität des Fahrzeuges bringen.

Zu wenige für die Zukunft. Bis 2030 benötigt die Bundesrepublik, so schätzt eine Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), fünf- bis achtmal so viele Ladepunkte.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, gerade für das Schnellladen. Denn für mehrere Schnellladestationen auf einem Parkplatz braucht es dementsprechend starke Netzanschlüsse, die nicht überall bereits vorbereitet in der Erde liegen. Der Netzausbau ist aber teuer und dauert, da dafür oft bauliche Maßnahmen wie neue Trafostationen getroffen werden müssen, für die wiederum Genehmigungen, Bauanträge und Investitionen Voraussetzungen sind.

Akku stellt hohe Leistung bereit

Einen Ausweg haben der Bremer Standort des Technologiekonzerns Akkodis Germany und die Achimer Power Innovation Stromversorgungstechnik GmbH gefunden. Sie kombinieren herkömmliche Ladestationen mit einem Batteriespeicher, die in einem klimatisierten Seecontainer untergebracht werden.

In diesem Ladecontainer ist eine intelligente Leistungselektronik integriert. „Wir bringen dort bis zu 520 Kilowattstunden an Akkukapazität unter, außerdem unsere Leistungselektronik. Man kann den 20-Fuß-Container auf jedem Stellplatz unterbringen“, so Reiner Oldewurtel, Vice President AKKODIS Germany Aerospace & Defence.

Der Clou: Der Ladecontainer puffert die Strombedarfsspitzen ab, die nur dann auftreten, wenn ein oder mehrere E-Fahrzeuge an den Schnellladern hängen. Wenn die Ladepunkte nicht benötigt werden und die nachgefragte Ladeleistung unter die Netzleistung fällt, lädt der Container aus dem Netz die Akkus wieder voll. So schafft das System bei einer Netzleistung von maximal 180 kW (ein üblicher Wert in urbanen Regionen) eine Ladeleistung von bis zu 600 kW. „Wir erreichen so eine Glättung der Nachfragespitzen und können das Netz schonen. Investitionen in Infrastruktur braucht es damit nicht, ein normaler Gewerbeanschluss genügt“, erklärt Oldewurtel.

Airport-Stadt Bremen mit neuem Ladepark

Das System funktioniert bereits in der Realität. Am Europa-Center in der Bremer Airport-Stadt – zugleich der Hauptsitz von Akkodis Germany Aerospace & Defence in Bremen – weihten die beiden Technologiepartner im Mai 2024 einen ersten Lade Park ein. Insgesamt acht Ladepunkte stehen hier zur Verfügung, davon vier leistungshungrige Gleichstrom-Schnelllader.

Das Projekt entstand auf einer Fläche vom Bremer Airbus-Werk mit Unterstützung der Europa-Center-Muttergesellschaft. „Wir freuen uns über diese Unterstützung, die den Angestellten in der Airport-Stadt mehr Möglichkeiten für die Elektromobilität eröffnet. Der E-Lade Park ist öffentlich- kann von allen Elektro Fahrzeugen und E–LKWs genutzt werden und funktioniert mit allen üblichen Bezahlkarten“, führt Oldewurtel weiter aus.

Ladecontainer bald schon bundesweit am Start?

Noch befindet sich die Bremer Station in der Pilotphase, das Ingenieursteam sammelt Daten aus dem Realbetrieb, um mehr über das tägliche Ladeverhalten zu lernen und die Ladeelektronik zu optimieren.

Die Erfinder wollen das System jetzt an Unternehmen und Kommunen verkaufen: „Auf dem Betriebsgelände oder in urbanen Räumen, die kaum Möglichkeiten für bauliche Maßnahmen bieten, schaffen wir eine leistungsfähige Alternative. Auch an Orten, wo man nur temporär eine Ladestation benötigt, können wir einspringen – etwa abgelegene Baustellen.“

Das System sei von Beginn an modular ausgelegt worden. Das hielte den Wartungsaufwand gering und ermögliche einen späteren Ausbau oder eine Anpassung der Leistung an den realen Bedarf. Diese technische Lösung kann auch mit Strom aus einer Photovoltaikanlage betrieben werden, bietet sich für Logistikuunternehmen geradezu an.

Zwar kosten Container und Ladestationen mehr als einfache Ladepunkte, die schnellere Verfügbarkeit und einfachere bauliche Integration stünden den höheren Kosten aber entgegen, so der Geschäftsführer. „Wir rechnen mit einer Amortisation unserer technischen Lösung mit Batteriespeicher in zwei bis vier Jahren bei einer durchschnittlichen Auslastung.“

Von der Luftfahrt- zur Mobilitätsbranche

Für Oldewurtel und sein Team ist der Ausflug in die Elektromobilität ein nicht ganz alltägliches Betätigungsfeld. Denn die eigentliche Expertise liegt am Bremer Standort in dem Bereich Luft- und Raumfahrt sowie im „Defence“ und „Naval“(Marine)-Bereich. Am Standort in der Airbus Allee 5 in Bremen sind zur Zeit 160 der insgesamt 450 Angestellten der AKKODIS Germany AS&D beheimatet.

Das Unternehmen begleitet Entwicklungsprozesse von den ersten Analysen und Studien über Prototypen bis hin zur Zulassung und Fertigung. Auch in der aktuellen Entwicklung nachhaltiger Luftfahrzeuge werden die Ingenieur:innen eng in die Entwicklung eingebunden, sowohl von Hersteller:innen wie Airbus als auch von Zulieferunternehmen. „Wir wachsen seit vier Jahren mit jeweils 25 Prozent, haben allein 2023 140 Mitarbeitende eingestellt und suchen stetig weiter. Man merkt, wie gerade hier am Bremer Standort die Nachfrage nach Technologie hoch ist“, so Oldewurtel.

Im zivilen wie militärischen Luftfahrtbereich, aber auch in der Raumfahrt und in der Marine seien sie hier am Standort aktiv. Gerade diesen Mix an verschiedenen Aufgaben schätzt der Geschäftsführer: „Bremen hat so viel zu bieten. Wir beschäftigen Menschen aus 25 Nationen, die wir hier in der Hansestadt willkommen heißen und aus- oder weiterbilden, unter anderem an unserer eigenen Akademie. Wir planen eine engere Zusammenarbeit mit der Hochschule Bremen, für uns ist der Standort sehr wichtig.“

Neben Bremen hat der Bereich Aerospace & Defence von Akkodis noch Standorte in Hamburg, Ingolstadt, Oberpfaffenhofen, Donauwörth, Manching und neuerdings sogar Bangalore. Als Vielreisender schätzt Oldewurtel deshalb auch den Unternehmenssitz in der Bremer Airport-Stadt. Denn der Weg zum Flughafen sei kurz und auch die Autobahn liege direkt vor der Haustür. Und jetzt, dank des Ladeparks, könne auch das eigene E-Auto im Eiltempo wiederaufgeladen werden.

Ältere Artikel

7. Mai 2024

Wie Akkuladecontainer aus Bremen den Netzausbau beschleunigen könnten

Schnelllader machen das Reisen mit E-Fahrzeugen komfortabel. Sie brauchen aber starke Netzanschlüsse, die nicht überall liegen. In Bremen entsteht es jetzt eine Alternative, die den Ladenetzausbau […]
25. Mai 2023

Der größte Parkplatz in Europa

Der AutoTerminal Bremerhaven gehört mit über 1,7 Millionen umgeschlagenen Fahrzeugen pro Jahr zu den größten Autohäfen der Welt. Alle namhaften Autoreeder bedienen Bremerhaven regelmäßig und jedes […]
10. Mai 2023

Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb aus Bremen

Vor einem Jahr begann ENGINIUS in Bremen, den ersten Wasserstoff-Lkw mit EU-Typengenehmigung zu produzieren. Heute arbeiten bereits 100 Angestellte im Werk. Die Pläne stehen weiterhin auf […]