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Fake News rund um Corona: Information und Desinformation unterscheiden

Was haben Weltuntergang, Panikmache und ein heißes Bad gemeinsam? Wie wichtig es ist, zwischen falschen und richtigen Berichten über das Coronavirus zu unterscheiden - und wie es gelingt, keinen "Fake News" aufzulaufen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen des neuen Virus‘ SARS-CoV-2 nicht nur den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen; sie warnt außerdem vor einer Infodemie.

Damit umschreibt sie die Tatsache, dass es parallel zur rasend schnellen Verbreitung der Krankheit COVID-19 zu einer Nachrichtenschwemme kommt. Hierdurch wird es für den Einzelnen schwerer, zwischen wahren und falschen Berichten rund um den neuartigen Coronavirus zu unterscheiden, so dass sich Mythen und Falschmeldungen schnell ausbreiten. Wahlweise soll es sich danach bei SARS-CoV-2 z.B. um eine biologische Waffe, eine Erfindung der Eliten zur Regulierung der Weltbevölkerung oder um einen Virus, der sich durch ein einfaches heißes Bad vernichten lässt, handeln.

Während einigen Nachrichten zufolge die Apokalypse droht, warnen andere vor Panikmache, mit deren Hilfe die Pharmaindustrie unnötige Medikamente absetzen und ihre Gewinne maximieren könne.

Weiterleiten macht es schlimmer

Viele Menschen leiten solche falschen Meldungen aus echter Sorge oder Empörung und in Unkenntnis über ihren mangelnden Wahrheitsgehalt an eigene Bekannte weiter. Da Menschen eher persönlichen Berichten und Einschätzungen ihnen bekannter Personen Glauben schenken, wird der Inhalt für den Empfänger durch diese Verbreitungsform noch glaubhafter. Die Chance auf eine noch schnellere Verbreitung steigt.

Die WHO entkräftet auf ihrer Internetseite unter der Überschrift Myth Busters (deutsch Mythenjäger) entsprechenden Mythen, auch die EU zuästlich zu ihrer Internetseite über COVID-19 inzwischen einen Faktencheck online gestellt. Auch soziale Medien wie Facebook, Youtube, Google und Twitter reagieren. Sie arbeiten enger mit den Gesundheitsbehörden, der EU und der WHO zusammen, um Falschmeldungen einzudämmen.

Absichtliche Falschinformationen aus russischer Hand

Allerdings deutet einiges darauf hin, dass manche Falschnachrichten auch wissentlich erstellt und verbreitet werden. Die East StratCom Task Force untersucht solche Fälle. Sie ist bei dem Europäischen Auswärtigen Dienst angesiedelt und auf russische Desinformation spezialisiert. Seit dem 22. Januar 2020 hat sie bereits 112 derartiger Falschmeldungen zum Coronavirus erfasst und Russland zugeordnet (Stand 24.03.2020). Hierzu gehören u.a. auch folgende Meldungen: Der Virus sei in NATO-Laboren erschaffen worden. Globale Eliten würden Panik verbreiten, um ein totalitäres System zu errichten, in dem die Bevölkerung Zwangsimpfungen erleiden müsse und Nanochips zur Überwachung implantiert bekäme. Der Virus existiere gar nicht. Er sei von der italienischen Regierung erfunden worden, um von der EU mehr Geld zu erhalten und sich von der Schuldenbremse zu befreien.

Wieso werden allerdings derartig widersprüchliche Desinformationen verbreitet? Die East StratCom Task Force erkennt hierin durchaus einen Sinn. Zum einen unterscheide sich der Inhalt der Nachrichten je nach Art des Zielpublikums: Gegenüber der russischen Bevölkerung wird der Virus als Akt ausländischer Aggression dargestellt, der aus den USA oder Lettland oder einem anderen Staat stamme und insbesondere im Ausland (Deutschland, China…) Schaden anrichte. Nachrichten, die sich an das internationale Publikum richten, haben laut East StratCom vielmehr zum Ziel, möglichst viel Unruhe, Nervosität und Unsicherheit verbreiten, um das Vertrauen in die staatlichen, europäischen sowie internationalen Institutionen und letztlich auch in die Demokratie an sich zu erschüttern. Hierfür mache es durchaus Sinn, bewusst unterschiedliche und auch widersprüchliche Theorien zu verbreiten.

Daneben versuchen einige Menschen allerdings auch, aus COVID-19 Profit zu schlagen. Sie verkaufen beispielsweise gegen das Coronavirus wirkungslose Produkte oder probieren, mehr Besucher auf ihre Webseiten zu locken, um die Einnahmen aus Werbeanzeigen zu steigern. Die Europäische Kommission hat zusammen mit den Verbraucherschutzzentralen der EU-Mitgliedstaaten über die am häufigsten gemeldeten Betrugsmaschen informiert. Sie rät u.a. zur Vorsicht, wenn Produkte oder Verfahrensweisen zur Heilung von COVID-19 beworben werden, zeitlicher Druck durch Zusätze wie „nur noch heute“ aufgebaut oder ein deutlich höherer Preis als üblich verlangt werde. Auch Europol berichtet über einen Anstieg von Cybercrime, Betrug und Produktfälschung.

Ängste ausnutzen

Die Wirkung von Desinformationen und Falschmeldungen könnte aktuell noch steigen, weil die Krankheit COVID-19 für sich genommen bereits Ängste weckt. Darüber hinaus sind unsere physischen Kontakte so umfassend wie noch nie zuvor beschränkt und wir verlassen uns daher umso stärker auf einen digitalen Austausch mit anderen. Unabhängig von staatlichen Maßnahmen und Anstrengungen der sozialen Medien zur Bekämpfung derartiger Nachrichten liegt es daher auch an jeder und jedem einzelnen, genauer als bisher zu überlegen, welche Nachrichten er oder sie an andere weiterleitet.

Eine übersichtliche Hilfestellung zur Entscheidung dieser Frage bietet der allgemeine „Kompass zur Überprüfung von Falschmeldungen“, den das Europäische Parlament im Februar 2019 veröffentlicht hat.

Weitere Informationen:

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