Anfassen, ausprobieren, forschen: Wer beim Bremer SMILE-Projekt mitmacht, erlebt Informatik hautnah. Kein Starren auf den Monitor, kein Pauken von komplizierten Algorithmen – stattdessen in den Laboren der Zukunft lernen und experimentieren. Und das unter Anleitung zahlreicher Experten. So wie Dr. Serge Autexier, der in den vergangenen zwei Jahren mehr als 300 Schülerinnen bei Kursen und Workshops in die Welt der IT-Branche eingeführt hat.
Dr. Serge Autexier kam 2008 nach Bremen und übernahm vor etwa fünf Jahren das 2009 gegründete
Ambient Assistant Living Lab (BAALL) am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) – ein smartes Wohnlabor, in dem Kleiderschränke, Pflanzen, Beleuchtungssysteme und vieles mehr mittels elektronischer Apps gesteuert werden. Zukunft auf 60 Quadratmetern. Im BAALL werden intelligente Technologien in einer realitätsnahen Umgebung getestet und Entwicklungsarbeit so auch für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. „Das BAALL ist eine komplett eingerichtete Wohnung, die sich den Bedürfnissen der Bewohner anpasst“, sagt Dr. Serge Autexier.
Genau hier ist auch das Projekt SMILE in Bremen angesiedelt. Seit mehr als zwei Jahren lernen Schülerinnen in Kooperation mit der Universität Bremen kennen, wie solch eine High-Tech-Wohnung funktioniert und wie einfach – und vor allem spannend – es sein kann, selbst zu programmieren. Auch in die Welt von Laser- und Vinylcuttern sowie 3D-Druckern tauchen die Schülerinnen ein. Dafür steht zum Beispiel das
FabLab zur Verfügung – ein Labor, bei dem Kompetenzen und Kreativität gezielt entwickelt und gefördert werden. Experimentieren ausdrücklich erwünscht.
Intelligente Pflanzen selber bauen
Im MINT-Bereich, als den Studienrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, liegt der Anteil weiblicher Studierender deutschlandweit nur bei etwa 15 Prozent. Auch in Bremen ist er laut Dr. Serge Autexier mit rund 18 Prozent bislang relativ niedrig. Auch deshalb haben der Experte für Künstliche Intelligenz und seine Kollegen das Projekt ins Leben gerufen. Weit weg vom gängigen Klischee, Informatiker würden ausschließlich am PC sitzen und kein Sonnenlicht sehen, erfahren die Schülerinnen in mehrtägigen Workshops, die speziell an ihre Altersstufe und das jeweilige Wissensniveau angepasst sind, die Welt der Bits und Bytes kennen. „Die Erfahrbarkeit ist unglaublich spannend“, so Dr. Serge Autexier. Viele der Kursteilnehmerinnen seien mehr als überrascht, dass sie trotz überschaubarem Vorwissen in kürzester Zeit eigene Projekte realisieren können.
Konkret geht es in den Workshops unter anderem darum, eine intelligente Pflanze zu bauen. Dazu werden an eine normale Zimmerpflanze Sensoren angeschlossen, die die Lichtintensität sowie den Wasserpegel messen. Zusätzlich erstellen die Schülerinnen Programme am PC, die in der Lage sind, Informationen zu empfangen und entsprechend zu reagieren. Sinkt beispielsweise der Wasserpegel im Topf der Pflanze unter 70 Prozent, wird der Besitzer mittels Warnsignalen auf die fehlende Flüssigkeit aufmerksam gemacht. Außerdem, so Dr. Serge Autexier, könnten den Pflanzen ganz konkrete Charaktereigenschaften zugewiesen werden. „Es gibt sie in zickig, aber auch in gutmütig. Eben das, was die Schülerinnen wählen.“ Mit einem 3D-Drucker aus dem FabLab stellen die Teilnehmerinnen kleine Lämpchen her – rote LEDs stehen für zickig, grüne zum Beispiel für eine ausgelassene Pflanze. „Und je nachdem, wie nah man der Pflanze kommt, reagiert sie“, erklärt der 47-Jährige.