KI in der maritimen Branche auf dem Weg zur Automatisierung
All diese Beispiele zeigen: „Die KI findet ihren Weg in die Schifffahrt über Assistenzsysteme, um der zunehmenden Komplexität des Alltags Herr zu werden“, so Arne Berger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZeTeM.
Entwicklungen vollziehen sich dabei mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, je nach Teilbereich. Im Bereich der Unterwasserarbeiten, -wartung und -inspektion wird zum Beispiel schon seit Jahren an autonomen Unterwasserrobotern geforscht. Hier gäbe es eine hohe Bereitschaft, auf vollautonome Systeme zu setzen, um teure und oft auch gefährliche Missionen automatisieren zu können.
Im Bereich der kommerziellen Schifffahrt wird die Vollautomatisierung hingegen noch eine ganze Weile dauern. „Die Betriebsdauern von Schiffen sind lang, neue Systeme brauchen daher einige Zeit, bis sie sich durchsetzen können. Ich schätze noch 20 bis 25 Jahre, bis autonome Schiffe kommerziell eingesetzt werden“, denkt Berger. „Der Weg der KI beginnt mit kleinen Schritten.“
Erprobung von autonomen Systemen in mehreren Stufen
In Bremen kooperieren die Technomathematikerinnen und -mathematiker mit der Wirtschaft und anderen wissenschaftlichen Instituten, um diese Vision zu realisieren. „Bremen ist in der KI gut aufgestellt, wir haben hier innovative Ansätze“, so Büskens. Gleichwohl wünscht er sich aber eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft als bisher. „Jede gemeinsame Kooperation hilft uns weiter. Als ZeTeM sind wir hervorragend aufgestellt im Bereich der KI, besonders im Bereich Machine Learning und neuronaler Netze. Zusammen mit der maritimen Wirtschaft haben wir in Bremen eine große Chance, die KI voranzutreiben.“
Gut vorstellen könne er sich weitere Möglichkeiten, Entwicklungen im Praxistest zu erproben, wie zum Beispiel durch die Einrichtung neuer Testfelder im Hafen. Die könnten auch einer neuesten Errungenschaft des ZeTeMs zu Gute kommen: Das Institut hat sich ein Modellschiff angeschafft, mit dem das Team um Büskens autonome Systeme im kleinen Maßstab künftig auch selbst erproben kann.
Auf dem Weg zwischen Computersimulation und Erprobung am realen Schiff ein wichtiger Zwischenschritt, der es erlaubt, schnell zu realen Daten zu kommen, ohne echte Schiffe nutzen zu müssen, die ein Vielfaches kosten würden. “Im maritimen Bereich ist die Erprobung von autonomen Technologien oft eine Herausforderung. Im Gegensatz zu selbstfahrenden Autos sind Schiffe groß, ihr Betrieb teuer und unvorhergesehene Situationen können schnell zu Katastrophen führen“, erläutert der Professor.
Und mit dem neuen Modellschiff haben die Praxis-Mathematikerinnen und -Mathematiker aus Bremen dann auch eine weitere Gelegenheit, sich die Füße nass zu machen.
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