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Wie Bremer Studierende Konzerne auf Vordermann bringen

Bild: Pixabay

12.500 Menschen arbeiten im Mercedes-Benz Werk Bremen. Viele von ihnen stehen jedem Tag am Band. Fällt einer krankheitsbedingt aus, muss schnell umgeplant werden. Personalcontrolling nennt sich das – ein Job, in dem man schnell ins Rotieren kommen kann.

Daniel Langen ist so ein Personalcontroller. Sein Zuständigkeitsbereich ist die Halle 9, die weltweit größte Produktionshalle im Daimler-Konzern. In seiner täglichen Arbeit muss er Daten aus verschiedensten Quellen und Programmen zusammenführen, manche in Excel, manche in Datenbanken – eine gewachsene IT-Struktur mit hoher Komplexität.

Aber muss das so sein? Lassen sich manche Abläufe auch automatisieren und vereinfachen? Mit dieser Fragestellung beauftragte der Personalcontroller drei Studierende, die im Rahmen einer Lehrveranstaltung von „future concepts bremen – Digitale Innovationsprojekte“ des Lehrstuhl für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship (LEMEX) an der Universität Bremen 100 Tage lang Zeit für die Entwicklung eines Lösungsvorschlags haben. „Die Studierenden haben das Problem im Kern erfasst, auf das Wesentliche reduziert und einen Lösungsvorschlag erarbeitet, der die Komplexität reduzieren könnte“, zieht der 36-Jährige Fazit. „Das Ergebnis begeistert mich und wir arbeiten jetzt daran, es für eine deutschlandweite Implementierung vorzubereiten.“

Sprung ins kalte Wasser für die Studierenden

Erfolg auf ganzer Linie – und eines von bereits über 40 Innovationsprojekten, die bereits im Zuge der Lehrveranstaltungen am LEMEX in Zusammenarbeit mit Praxispartnern umgesetzt wurden „Für unsere Projektreihe „future concepts bremen - Digitalen Innovationsprojekte“ suchen wir regelmäßig weitere Kooperationspartner aus der Wirtschaft, aber auch aus dem sozialen und kulturellen Bereich, die motiviert sind, mit Studierenden an innovativen Fragestellungen zusammen zu arbeiten“ erläutert Dr. Martin Holi, der die Projekte koordiniert und die Studierenden-Teams bei der Konzeptionierung möglicher Lösung unterstützt.

„Es geht um Projekte für die Praxis, nicht für den Elfenbeinturm“, sagt Professor Jörg Freiling, Inhaber des Lehrstuhls für Entrepreneuship. Ein Konzept, das sich bewährt hat: Bereits seit fünf Jahren arbeitet der Lehrstuhl eng mit nordwestdeutschen Unternehmen zusammen, um Studierende mit realen Herausforderungen aus der Wirtschaft zusammenzubringen. „Wissen ist eine Ressource die aufblüht, wenn man sie teilt. Wir schaffen mit den Projekten einen Wissenstransfer aus der Uni in die Wirtschaft, aber gleichzeitig erhalten wir auch Anregungen und Input aus der Wirtschaft, der für unsere Arbeit wichtig ist.“

Mit Mut ran ans Unternehmen

Fünf Unternehmen haben sich im 2019er-Durchgang für 100 Tage mit LEMEX-Studierenden zusammengetan. Das Mercedes-Benz Werk Bremen war eines von ihnen, ein anderes Cordes & Graefe.

Der Bremer Haustechnik-Großhändler nutzt die Chancen, die sich durch die Digitalisierung bieten, sowohl für die interne Kommunikation als auch im Zusammenspiel mit ihren Lieferanten und ihren Kunden vom Fachhandwerk. Im Zuge dieser digitalen Transformation führt das Unternehmen neue Tools und Methoden ein – für welche die Angestellten erst einmal geschult werden müssen. Das Unternehmen beauftragte im Zuge dessen ein Studierendenteam damit, ein Konzept zu entwerfen, mit dem der Vertrieb weitergebildet werden könnte.

Ergebnis war ein Lernprogramm, das neun verschiedene Online- und Offlinetechniken nutzt, um abwechslungsreich und ressourcensparend neue Inhalte zu vermitteln. „Das Team hat Workshops organisiert, strukturiert gearbeitet und so eine Lösung gefunden, die wir gerne verfolgen würden. Dabei werden wir die Studierenden weiterhin einbinden“, sagt Jan-Christoph Wolken, Projektmanager Onlinemarketing im Digital Team von Cordes & Graefe.

Kontakt zu potenziellem Nachwuchs

Neben dem tatsächlichen Mehrwert durch die Ausarbeitungen der Studierenden wird damit auch ein weiterer großer Nutzen des Projekts klar: Der Kontakt zu Absolventen sichert den Unternehmen wertvollen, potenziellen Nachwuchs, die Studierenden erhalten Kontakte, welche sie für ihre weitere berufliche Laufbahn nutzen können.

„Das ist keine Spielerei – hier passiert echte Innovation. Vielen Unternehmen fällt es schwer, aus dem Arbeitsalltag heraus Neues zu schaffen und alte Prozesse zu durchbrechen. Ein Blick von außen hilft da ungemein“, so Freiling. Neben den beiden Konzernen waren auch mittelständischen Unternehmen und junge Agenturen Partner der insgesamt fünf Projekte – das Institut sucht stetig nach weiteren Kooperationspartnern, die bereit sind, eine Herausforderung ihres Alltags anzugehen.

Die digitalen Innovationsprojekte am LEMEX – „future concepts bremen – Digitale Innovationsprojekte“ – werden von der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa gefördert. „Das ist gelebte Innovation!“, schließt Freiling.

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