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Automobilbau in Bremen – die Übersicht

Das Mercedes-Benz Werk in Bremen Sebaldsbrück, Bild: Daimler AG

Daimler AG

von Jann Raveling

Zulieferer, Wissenschaft, Initiativen der Automotive-Wirtschaft im Land Bremen

Automobilzulieferer, wissenschaftliche Institute, Autohersteller in Bremen und Bremerhaven – Fahrzeugbau gehört zur Hansestadt wie das Beck’s Bier oder die Stadtmusikanten.

Das Land kann auf eine lange Tradition als Autostandort zurückblicken und hat die Weichen für die Zukunft gestellt. Unsere Übersicht über Autos in Bremen beginnt mit einem kurzen Video:

Automobilhersteller: Mercedes-Benz

An erster Stelle jeder Übersicht im Automobilbereich in Bremen steht natürlich das Mercedes-Benz Werk. 1978 gegründet, laufen dort heute insgesamt zehn verschiedene Modelle vom Band. Dazu gehören sämtliche Variationen der C-Klasse, SUVs sowie die Sportwagen der SL-Reihe. Das Werk in Bremen Sebaldsbrück ist so groß wie ein Stadtteil – und dank seiner Produktionszahl von mehr als 400.000 Einheiten auch die zweitgrößte Produktionsstätte von Mercedes-Benz weltweit.

Innerhalb des Konzerns übernimmt der Standort in Bremen eine Leitfunktion, er steuert die Produktion sämtlicher C-Klassen weltweit. Eine logistische und organisatorische Meisterleistung – wir haben einmal hinter die Kulissen geschaut
12.500 Menschen arbeiten bei Daimler Hand in Hand mit 1.500 Robotern. Zurzeit bereiten sie den Produktionsstart eines ganz besonderen Modells vor: des EQC, des ersten serienmäßig vom Band laufenden Elektromodells des Konzerns. Damit schlägt Bremen den Weg zur Elektromobilität ein und geht den nächsten Schritt in Richtung automobiler Zukunft.

Automobil-Zulieferer aus Bremen

Ein Autowerk benötigt eine leistungsstarke Logistik, um Tag und Nacht Fahrzeuge zu produzieren. Über 3.000 LKW bringen täglich Teile von Zulieferern in das Werk.Insgesamt 40 Lieferanten haben sich in Bremen angesiedelt. Sie beschäftigen rund 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und beliefern auch weitere Konzerne der Automobilbranche in Deutschland.

Eine kleine Auswahl: Pfenning Logistics übernimmt einen Löwenanteil der Transportfahrten zwischen dem Werk und dem nahegelegenen Gewerbepark Hansalinie. Lorel Logistik betreibt das Plant Consolidation Center und fasst dort Warenströme von einer Vielzahl von Lieferanten zusammen, um sie dann gebündelt und just-in-time ans Band zu liefern. Die Lear Corporation baut Sitzgarnituren und Sitzanlagen, der Zulieferer Wagon Automotive produziert in Bremen seit Anfang 2017 Kotflügel, Türen und Kofferraumdeckel. Die Hella Gruppe produziert am Standort mit ihren über 600 Mitarbeitern Sensorik und Elektronik. Abseits der direkten Teilezulieferung arbeiten Unternehmen wie KUKA Systems mit ihrem Montage- und Testanlagenbau für Roboter oder Eickworth Modellbau als Hersteller von Prüf- und Werkzeugvorrichtungen .

Automobillogistik

Was in Bremen produziert wird, muss seinen Weg in die weite Welt finden. Dafür steht Bremerhaven, der größte Autoparkplatz in Europa. Rund 2,2 Millionen Fahrzeuge werden jährlich dort verladen, endausgerüstet und umgeschlagen – nicht nur von Mercedes-Benz. BLG Logistics betreibt das Autoterminal mit seinen 18 Schiffsliegeplätzen für Autocarrier, 95.000 Fahrzeuge können hier für Im- und Export zwischengeparkt werden. Zudem werden vor Ort Fahrzeuge endgefertigt, die aus Übersee ankommen. In Deutschlands größter Autowerkstatt auf dem Hafenareal werden rund 500.000 Importfahrzeuge pro Jahr inspiziert, kontrolliert und veredelt.

Diese Fahrzeuge werden in einem Akt logistischer Meisterleistung auf die großen Autocarrier gebracht – organisiert vom Tally Service Runge.

Wissenschaftliche Institute und Nachwuchsförderung

Die Bremer Universität ist eine Top-Adresse in der Wissenschaftslandschaft Deutschlands, und auch die Hochschule Bremen und Bremerhaven, die Jacobs University und die Hochschule für Künste bilden jedes Jahr tausendfach aus, im Ringen um Fachkräfte steht Bremen gut da.

Im Bereich der Forschung legt die Hansestadt den Schwerpunkt auf die Material- und Fertigungstechnik, die dem Automobilbau zu Gute kommt. Hier zählen Einrichtungen dazu wie das BIBA Institut für Produktion und Logistik, das DFKI Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, das FIBRE Faserinstitut Bremen, das IFAM Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung, das IWT Institut für Werkstofftechnik und das BIME Institut für Strukturmechanik und Produktionsanlagen.

Forschungsprojekte mit automobilem Schwerpunkt gibt es zum Beispiel am Zentrum für Technomathematik an der Universität Bremen. Im Projekt „AO-Car“ erprobt ein Testfahrzeug das autonome Fahren – dank einer Sondergenehmigung sogar im Straßenverkehr.

Auch das Innolab von Daimler widmet sich der Zukunft, hier geht es um die Arbeit von morgen und die Frage, wie der Großkonzern sich im Zuge wandelnder demografischer Umstände neu erfinden kann.

Das DFKI testet im Projekt CERMcity ein Fahrzeug, das als Testplattform für automatisiertes und vernetztes Fahren dienen soll. Und bei „Dreams4Cars“ versuchen die Forscherinnen und Forscher, Autos das Träumen beizubringen – oder zumindest durch Rekombination von Aspekten der realen Welt eine simulierte Welt zu erzeugen, in der autonome Fahrzeuge ihr Verhalten testen können.

EcoMaT

Eine besondere Rolle nimmt das EcoMaT Center for Ecoefficient Materials and Technologies ein. Das Zentrum ist eines der größten wissenschaftlichen Projekte der Hansestadt und steht für den Technologietransfer: 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten hier ab 2019 daran, Leichtbau sowie Materialtechnologien in der Luft- und Raumfahrt, im Automobilbau oder anderen Branchen voranzutreiben und konkrete Industrieanwendungen zu finden.

Elektromobilität

Neben den oben vorgestellten wissenschaftlichen Initiativen ist auch die Wirtschaft am Voranschreiten der Elektromobilität beteiligt.

In Bremen wird seit 2018 der Mercedes-Benz GLC F-CELL gebaut. Der SUV tankt neben Strom auch Wasserstoff, den er in einer Brennstoffzelle verarbeitet. Es ist das erste in Kleinserie gebaute Wasserstoffzellenfahrzeug bei Daimler. Gut, dass es in Bremen und im nahegelegenen Stuhr bereits zwei Wasserstofftankstellen gibt.

Der Nahverkehrskonzern BSAG will seine Busflotte auf Elektrofahrzeuge umstellen und hat bereits erste Testfahrzeuge im Betrieb. Zudem nimmt Bremen im Programm GreenCharge teil. Das EU-Projekt mit einem Volumen von knapp sechs Millionen Euro erforscht die Möglichkeiten von Elektrofahrzeugen im städtischen Nah- und Nutzverkehr. Bremen ist eine der Pilotregionen.

Initiativen und Netzwerke

Der Verein Automotive Nordwest e.V. vertritt die Interessen der Mitgliedsunternehmen in der Metropolregion Nordwest und zeigt, dass die Auto-Landschaft tief im Norden verwurzelt ist. Veranstaltungen und Mitgliedstreffen vernetzen die Teilnehmenden untereinander und mit angrenzenden Clustern – besonders relevant für Bremen, wo Querschnittsbranchen ein hoher Stellenwert eingeräumt wird.

Der Verein ist wiederum Mitglied von Automotive Nord e.V., dem Dachverband der norddeutschen Automobilcluster. Er soll die internationale Bekanntheit des Automotive-Standortes Norddeutschland steigern und die Internationalisierung der kleinen und mittelständischen Unternehmen der Branche in Norddeutschland vorantreiben.

Flächen

Der Gewerbepark Hansalinie ist ein wahres Paradies für Automotive-Unternehmen: Direkt an der Autobahn, gleichzeitig nur zehn Minuten vom Mercedes Werk entfernt. Das gesamte Areal wird eines Tages 270 Hektar umfassen, 155 sind bereits erschlossen. Hier im Südosten Bremens haben sich neben Zulieferern auch Service-Unternehmen angesiedelt, die dafür sorgen, dass der Logistikbetrieb reibungslos verläuft. Insgesamt 80 Unternehmen beschäftigen hier rund 3600 Angestellte.

Historie

Seit 1906 entstehen in Bremen Autos – erster prominenter Kunde war Kaiser Wilhelm II. 1924 startete Carl Friedrich Wilhelm Borgward mit der Produktion von Dreiradkarren. Seine erfolgreichen Entwürfe führten zu großem wirtschaftlichen Erfolg, in den 50ern war Borgward einer der größten Automobilproduzenten in Deutschland. Bereits 1938 hatte Borgward sein großes Werk in Bremen-Sebaldsbrück eröffnet. Nach dem Ende von Borgward in den 60ern und einem Zwischenspiel des Nutzfahrzeugbauers Hanomag ging das Werk 1978 an Mercedes, der Konzern nahm dort die Produktion von Pkw auf und führt sie bis heute weiter.

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