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Leichte Sprache / Deutsche Gebärdensprache

Suche mit Sinn: Intelligente Suchalgorithmen für die eigene Webseite

Sven Muhle, Entwicklungsleiter bei „aiPhilos“

Sven Muhle, Entwicklungsleiter bei „aiPhilos“

Suchmaschinen wie Google verlassen sich heutzutage auf künstliche Intelligenz, um der Nutzerin oder dem Nutzer das bestmögliche Ergebnis zu liefern. Was der Milliardenkonzern aus dem Silicon Valley kann, war für Betreiber von Webshops bis jetzt unerreichbar.

Sprache hat so ihre Tücken. Suche ich im Internet nach „neue Angel“ könnte ich zweierlei meinen: Entweder will ich bald Fischen gehen – oder meine Schlafzimmertür knarzt nervtötend. Woher soll der Computer wissen, was ich möchte?

Suchmaschinen wie die von Google lösen die Ungenauigkeit unserer Sprache durch ausgeklügelte Algorithmen, die auch auf künstliche Intelligenz (KI) vertrauen: Die KI lernt mit der Zeit, was die Nutzerin oder der Nutzer eigentlich meint und optimiert daraufhin das Ergebnis.

Google für jeden


Einfache Suchfunktionen auf Webseiten und in Onlineshops schaffen das in der Regel nicht. „Herkömmliche Algorithmen auf dem Markt suchen direkt nach dem Suchbegriff – findet sich ein Stichwort in der Produktbeschreibung, wird es ausgegeben. Egal, ob das dazugehörige Produkt wirklich zur Suchanfrage passt oder nicht“, so Sven Muhle, Entwicklungsleiter der neuen Bremer Suchfunktion „aiPhilos“.

Unpassende Ergebnisse führen häufig zu Frust, denn Besucherinnen und Besucher erhalten so hunderte Antworten, von denen nur wenige wirklich passen. Zudem sind die Suchvorgänge oft sehr langsam. aiPhilos ist eine Suche, die das ändert. Sie ist lernfähig und kann semantisch suchen – also den Sinn der Sucheingabe verstehen.

Das klappt dank einer künstlichen Intelligenz. Die hat das Unternehmen hinter der Suche, die Bremer Softwarefirma ePhilos AG, zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) entwickelt.

Das Video erklärt, wie es genau funktioniert:

Mit wenigen Klicks installiert


Für viele Unternehmen könnte das eine kleine Revolution auslösen. Denn aiPhilos integriert sich problemlos in nahezu jedes Shopsystem und jedes CMS (Content-Management-System). Partneragenturen der Bremer entwickeln dazu entsprechende Plugins, so z. B. ein Shopware-Plugin, das mit wenigen Klicks installiert ist. „Sobald das Plugin läuft, lädt die Suchmaschine den Produktkatalog in unsere Cloud und beginnt, die KI zu trainieren. Schon nach drei bis fünf Tagen hat die KI gelernt und die Suchergebnisse verbessern sich spürbar“, so Muhle.

Bessere Suchergebnisse bedeuten weniger Kaufabbrüche und treuere Kunden, ist Sven Muhle überzeugt. Und hofft, dass Betreiberinnen und Betreiber von Internetshops oder Online-Produktkatalogen bereit dafür sind, einen Beitrag zu bezahlen – so das Geschäftsmodell hinter aiPhilos. Schon in Kürze soll das Unternehmen aus der Philos AG ausgegründet werden und eigenständig mit einem kleinen Team agieren.

Sichere Daten wichtig für Einsatz der künstlichen Intelligenz


Wenn es um KI und die Cloud geht, werden Fragen nach der Datensicherheit schnell gestellt. Aber auch daran haben die Bremer gedacht. „Unsere Daten werden ausschließlich in Deutschland verarbeitet. Außerdem gelangen keine Nutzerdaten aus dem Kundensystem heraus in unsere Cloud – die KI arbeitet mit anonymisierten Daten“, erklärt Muhle.

Mit dem System sind sie einzigartig auf dem Markt, ein Wettbewerbsvorteil, den sie jetzt vermarkten wollen. Neben einer besseren und schnelleren Suche kann aiPhilos zudem Tipps für die Suchmaschinenoptimierung, das sogenannte SEO, geben. Damit können Händler und Shops ihre Reichweite und ihren Umsatz steigern.

„Alexa, finde für mich…“


Besonders interessant wird das KI-Tool zudem bei der sprachbasierten Suche, die derzeit dank Geräten wie Amazons Alexa oder Apples Siri boomt. Denn wir neigen dazu, im gesprochenen Wort noch ungenauer zu formulieren als im Geschriebenen. Auf die Anfrage „Alexa, ich brauche etwas gegen Augenringe!“ wäre „Ich habe diese Concealer für dich gefunden“ eine mögliche Antwort, die aiPhilos geben könnte, ohne dass die suchende Person überhaupt das gesuchte Produkt kennt. „Unsere KI lernt unter anderem aus dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer und auch deren Wortwahl. Je öfter sie benutzt wird, umso besser wird sie“, so Muhle.

Der Einsatzzweck ist dabei völlig egal. Ob unternehmensinterne Kataloge oder öffentliche Shops, Dokumente, Heimtierbedarf, Kosmetik, Schrauben oder Schiffsausrüstung.

Nächste Generation der KI in Planung


Das Team aus DFKI und ePhilos arbeitet derzeit an der Weiterentwicklung in einem neuen Forschungsprojekt namens „KI-Staging“. Damit wird es möglich sein, mit Hilfe der KI die Produktseiten eigenständig zu befüllen, fehlende Angaben zu ergänzen und die Pflege von Produkttexten auf diese Weise enorm zu erleichtern.

Sven Muhle ist von diesem Projekt begeistert. „Der große Vorteil dieser KI ist, dass wir uns erstmals nicht mehr nach der Technik richten müssen – stattdessen lernt die Technik, mit unserem Verhalten umzugehen. Menschen den Alltag damit zu erleichtern, das finde ich faszinierend“, so der Anwendungsentwickler.

Die Entwicklung von aiPhilos sowie das Nachfolgeprojekt werden durch das Programm Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven gefördert. Das Programm wird zum Teil mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung/EFRE-Darlehensfonds Bremen kofinanziert und unterstützt kleine und mittlere Unternehmen darin, das Risiko bei der Entwicklung von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen zu minimieren.

Wer aiPhilos einmal austesten möchte: Eine Version für kleine Shops mit bis zu 1.000 Artikeln ist kostenlos installierbar unter www.aiphilos.com

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