Die zweite Phase hat es in sich: Beobachten. Design Thinking stellt die Zielgruppe ins Zentrum des Denkens. Um zu verstehen, wie Nutzer und Nutzerinnen ticken, müssen wir jetzt raus in die Welt, müssen wildfremde Personen zu ihren Erfahrungen über neue Arbeitsformen befragen. Ein Schritt raus aus der wohligen Komfortzone des Workshopraums in die Realität.
„Wir neigen dazu, sofort in Lösungen zu denken, obwohl wir das Problem noch gar nicht verstanden haben. Design Thinking zwingt uns dazu, unsere Perspektive zu wechseln und nach den wahren Bedürfnissen zu forschen“, so Wilschewski. Interviews mit den Nutzern sind dazu eine mögliche Methode.
Wie uns Hans Hoffmann weiterhilft
Zurück von den Interviews, mit vielen neuen Erkenntnissen und Aspekten, auf die wir vorher nicht gekommen sind. In Phase drei werten wir die Antworten aus, fassen sie zusammen und erstellen daraus eine Persona – eine fiktive Person, die all unsere Notizen widerspiegelt. In unserem Fall ist das Hans Hoffmann, ein 55-jähriger Teamleiter, der mit Digitaltechnologien nicht viel anfangen kann – eine harte Nuss, die es zu knacken gilt, wenn es darum geht, ihn von der Arbeitswelt 4.0 zu überzeugen.
„Indem wir uns mit einer Person identifizieren, ihr ein Gesicht geben, kommen wir näher ans Problem heran. Wir nehmen eine andere, emotionalere Sichtweise ein“, erklärt Wilschewski den Sinn hinter dieser Aufgabe. Design Thinking ist ein angeleiteter Prozess, es braucht eine Trainerin oder einen Trainer, der die Session leitet, die Uhr im Blick hält und bei Rückfragen aus den Teams zur Verfügung steht. Mit etwas Übung kann jeder die Basics lernen, zudem gibt es Bücher und Blogs, die lehren, mit der Methode umzugehen. Jedes Team sollte möglichst nicht kleiner als vier und nicht größer als acht Personen sein. Im Idealfall gehen drei Teams mit insgesamt zwölf Personen zu einer Fragestellung an den Start. So stellt man sicher, dass Diversität bei der Ideengenerierung vorhanden ist. Je gemischter, desto kreativer die Ideen.
Aus dem Design entstanden, geht Design Thinking weiter über Gestaltung hinaus
Ganz schön anstrengend, so ein Kreativprozess! Am laufenden Band müssen wir Ideen ausspucken, Zettel kleben, malen und sortieren. In Phase vier sammeln wir Ideen, die helfen, Hans Hoffmanns Problem zu lösen. In zehn Minuten müssen wir als Team 100 Vorschläge sammeln – da rauchen unsere Köpfe.
Erfunden wurde Design Thinking in den 80ern und 90ern in den USA. Es ist der Versuch, dem Kreativprozess eine Form zu geben – das also zu verstetigen, was Kreative wie Designerinnen und Designer in ihrer Arbeit täglich machen. In Deutschland wurde es durch die School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Berlin bekannt.