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Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich. – Teil 3: Dr. Thomas Kalkau

Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Norden an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, die Bremen und den Norden zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich.“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.

Dr. Thomas Kalkau ist Kraftwerksleiter bei der swb Erzeugung AG & Co. KG. Das bremische Energieversorgungsunternehmen engagiert sich in zahlreichen Projekten für die Energiewende. Im Bereich Wasserstoff baut das Unternehmen den ersten Groß-Elektrolyseur der Hansestadt. Maßgeblich verantwortlich dafür ist Dr. Thomas Kalkau, der den Kraftwerksstandort Mittelsbüren leitet.

Herr Dr. Kalkau, was hat Sie dazu gebracht, sich im Bereich Wasserstoff zu engagieren?

Eine Antwort auf das CO2-Problem ist unter anderem das Molekül Wasserstoff. Ich komme aus der Energiebranche und die Zukunft liegt hier im Bereich Wasserstoff. Vor über fünf Jahren habe ich mich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigt, damals noch als Pionier, und habe das Thema bei uns auf die Agenda gebracht. Zusammen mit Torben Stührmann von der Universität Bremen haben wir dann die beiden „hyBit/HyBit“ Projekte auf den Weg gebracht, die heute wichtige Grundlagen legen auf dem Weg zur Produktion von Wasserstoff in Bremen.

Andere engagieren sich mit Fridays for Future auf der Straße, auch ich sehe es als meine Aufgabe, mit meiner Arbeit die Welt ein Stück besser zu machen.

Was hat Sie zuletzt im Bereich Wasserstoff positiv überrascht?

Ich wurde und werde immer wieder von den Stakeholdern und dem Fachpersonal in den Behörden hier in Bremen positiv überrascht. Sie unterstützen das Thema Wasserstoff intensiv und enthusiastisch. Ohne ihren Support hätten wir unser Projekt nicht auf die Beine stellen können. Es war großartig zu sehen, wie schnell und unkompliziert es gehen kann. Allerdings fehlt uns immer noch die Förderzusage auf EU-Ebene aus Brüssel für unsere Großprojekte im Bereich Wasserstoff in Deutschland. Licht und Schatten liegen also dicht beieinander.

Auf welchen persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich Teil einer kleinen „Gruppe von Willigen“ in Bremen bin, die den ersten großen Elektrolyseur für Bremen bauen. Die Anlage wird eine Kapazität von zehn Megawatt haben und damit 2024 eine der größten in Deutschland sein. Ich bin auch stolz darauf, dass wir in der Pipeline eine 50-MW-Maschine haben, die im Projekt Clean Hydrogen Coastline entstehen soll. Wir warten auf die Fördergenehmigung aus Brüssel, um das Projekt zu starten.

Welche Person würden Sie gerne auf der Messe und Konferenz „Hydrogen Technology Expo“ 2023 in Bremen treffen?

Ich würde gerne Oliver Blume, den Vorstandsvorsitzenden von Volkswagen, treffen, um mit ihm über Wasserstoff im Kontext des Volkswagen Konzerns zu sprechen. Ich finde es spannend, wie Volkswagen, ein Unternehmen, das bisher Elektromobilität hochgehalten hat, sich zum Thema Wasserstoff aufstellen wird und welche Haltung der Vorstandsvorsitzende dazu hat, insbesondere vor dem Hintergrund des Verbrennungsmotors.

Welches Wasserstoff-Projekt oder welchen innovativen Ort – egal wo auf der Welt – würden Sie gern einmal näher kennenlernen?

Sehr spannend finde ich gerade den anstehenden Gigantismus zum Thema Wasserstoff oder auch Green Energy. Als Beispiel das Projekt Neom in Saudi-Arabien, welches sich mit dem Thema Wasserstoff und Green Energy beschäftigt, das reizt mich derzeit besonders. Ich finde es spannend, die Zusammenhänge zu betrachten und zu sehen, was die Saudis dazu leisten. Als größter Öl-Exporteur der Welt müssen sie sich neu für die Energiewirtschaft der Zukunft aufstellen. Wie wird das geschehen? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Energieversorgung? Denn wir wissen ja, dass der Wasserstoff, den wir benötigen, zu einem großen Teil aus dem Ausland kommen wird, weil wir die Menge nicht in Deutschland produzieren können werden.

Vervollständigen Sie den Satz: „Im Jahr 2035 werden wir Wasserstoff im Alltag…“

Im Jahr 2035 werden wir wahrscheinlich viele Wasserstoffautos auf den Straßen sehen, da ich davon überzeugt bin, dass Wasserstoff seinen Weg auch in der Mobilität bahnen wird. Die Vorzüge des kurzen Tankzyklus und der großen Reichweite werden höher bewertet als der Preis, den man dafür bezahlt. Insofern wird es wahrscheinlich mehr Wasserstoffautos auf den Straßen geben als wir uns das heute vorstellen können. Außerdem werden die ersten Pipelines für Wasserstoff im Boden liegen und die ersten Großabnehmer werden es nutzen.

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