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Matchmaker für Innovation: Wie ein neues Innovationszentrum Unternehmen und Wissenschaftler:innen zusammenbringt

Ein Mann mit kurz gelocktem Haar und Bart trägt ein helles Hemd und arbeitet konzentriert an einer Maschine. Er blickt fokussiert auf ein Bauteil, während Kabel und technische Komponenten den Vordergrund und Hintergrund füllen.

Viele wissenschaftliche Erfindungen landen für immer in der Schublade. Wie bringt man diese zusammen mit Unternehmen, die sie verwerten können? Das Matena innovate! Center in Bremen geht hier neue Wege.

Fast jede Woche liest man in den Nachrichten von einer neuen, revolutionären Batterietechnologie – doch in der Praxis nutzen wir fast alle vor Jahrzehnten erfundene Lithium-Ionen-Akkus. Bis in die Anwendung schaffen es nur wenige Neuerungen. Gründe für diese Diskrepanz gibt es viele: sei es aufgrund überzogener medialer und öffentlicher Erwartungen bis hin zu strukturellen Hürden, die sich zwischen Theorie und industrieller Praxis auftun.

Manchmal liegt das Problem aber auch darin, dass Wissenschaft und Unternehmen gar nicht erst zusammenfinden. Denn was in der Grundlagenforschung entwickelt wird, reicht noch lange nicht für den Praxiseinsatz. „Es gibt da eine Lücke. Viele Wissenschaftler:innen wissen nach der Publikation nicht, wie sie ihre Ideen zu Innovationen mit Praxiswert machen können. Wir wollen hier beide Seiten sensibilisieren und Türen öffnen“, so Professor Kurosch Rezwan, wissenschaftlicher Geschäftsführer des neuen Instituts in Bremen, das formal JHS innovate! Zentrum MaTeNa gGmbH heißt.

Matena bringt Erfindungen auf den Weg

Aktuell sind sieben Projekte ins Portfolio von Matena aufgenommen und angelaufen. Ein Beispiel ist das Projekt „Zink-Ionen-Batterien für stationäre Speicher“, das Teil des neu gegründeten Matena-Instituts ist. Es erforscht günstige, sichere und nachhaltige Materialien für Batterien. Eine Technologie, an der der Bremer Professor Fabio La Mantia bereits gearbeitet hat und die jetzt bis ins Prototypenstadium gebracht werden soll.

„Wir wollen mit unserem Zentrum Ansätze bis zum sogenannten Technology-Readiness-Level 6 fördern, also bis zum funktionsfähigen Prototyp, der dann von einem Unternehmen zu einem Produkt weiterentwickelt werden kann“, so Rezwan.

Materialwissenschaften im Fokus

Das neu gegründete Zentrum an der Universität Bremen konzentriert sich dabei ganz auf das Thema Materialwissenschaften. In der Hansestadt gibt es mit dem Cluster „MAPEX Center for Materials and Processes“, dessen Sprecher Rezwan ist, seit 2014 eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit über verschiedene Institute und Disziplinen in der Materialforschung hinweg. Rund 1.000 Forscherinnen und Forscher produzieren hier jede Menge Wissen.

Das neue Matena-Institut ergänzt diesen Zusammenschluss um Know-how im Bereich des Innovationstransfer von der Forschung in die Wirtschaft. „Da liegen viele spannende Ansätze, die wir weiterentwickeln wollen. Das Problem: Die Time-to-Market ist oft zu hoch, weil die Innovationen kapitalintensiv sind. Heißt: Es ist einfach teuer und langwierig, neue Materialien zu entwickeln. Das kann keine Wissenschaftlerin oder kein Wissenschaftler allein. Hier wollen wir Brückenbauer sein“, so der kaufmännische Geschäftsführer des Instituts, Dr. Jan Wedemeier.

Externe Förderung gibt Anschub für Zentrumsgründung

Das Zentrum ist für diese Aufgabe gut ausgestattet: Über einen Zeitraum von zehn Jahren wird es von der Joachim-Herz-Stiftung mit drei Millionen Euro pro Jahr gefördert. Von diesem Geld werden sowohl neue Maschinen und Laboreinrichtungen finanziert, die in den Instituten des MAPEX-Clusters stehen, als auch Expertinnen und Experten angestellt. Diese arbeiten dann in einzelnen Projekten daran, Erfindungen wirtschaftstauglich zu machen.

Das An-Institut selbst ist als gemeinnützige GmbH organisiert. „Damit können wir in Projekte investieren, die man sonst nicht realisieren könnte, zum Beispiel aufgrund von restriktiven Förderbestimmungen, ob nun auf Landes-, Bundes- oder EU-Ebene“, so Wedemeier. Dabei will Matena bewusst Doppelstrukturen vermeiden – es wird nur gekauft, was in Bremen fehlt. Wedemeier: „‚Joining forces – sharing resources' ist der Leitspruch von MAPEX und auch unser Ansporn.“

It’s a match – Unternehmen und Forschung treffen aufeinander

Eine Mission des neuen Instituts ist der Brückenschlag in die industrielle Praxis. Bei den von Matena finanzierten Projekten soll idealerweise auch immer ein Industriepartner dabei sein, der die Idee verwerten kann.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn oft wissen die Unternehmen nicht so recht, was sie von der Wissenschaft erwarten können und zögern, in Forschungsprojekte zu investieren. „Wir wählen einen niedrigschwelligen Ansatz. Wir besuchen Unternehmen und fragen sie: ‚Was braucht ihr? Welche Materialeigenschaften wünscht ihr euch für eure Herausforderungen?‘ Das kostet auch nichts. Daraus erstellen wir Steckbriefe, die wir dann in den MAPEX-Cluster geben. Und idealerweise finden sich Forschende, denen dazu etwas einfällt – wir sind also im wahrsten Sinne des Wortes Matchmaker“, so Rezwan.

Es ist wie ein Date zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, bei dem am Ende ein neues Projekt entsteht. Rezwan weiter: „Wir denken in Produkten, nicht in Publikationen. Das ist selten für den Wissenschaftsbetrieb.“

Eingebunden in der Bremer Innovationslandschaft

Entsteht ein neues Projekt, wird dieses intensiv von Matena betreut. „Unser Team soll ca. 20 Personen groß werden, so können wir jedem Vorhaben die individuelle Aufmerksamkeit geben, die es braucht.“

Damit grenzt sich das Zentrum auch von anderen bremischen Einrichtungen ab, die Technologietransfer in der Hansestadt betreiben, etwa UniTransfer sowie von Gründerzentren wie BRIDGE oder dem Starthaus für Bremen und Bremerhaven. „Wir arbeiten natürlich eng mit diesen Stellen zusammen, um gemeinsam die Innovationslandschaft in Bremen voranzutreiben“, ergänzt Wedemeier.

Die Reichweite des neuen Zentrums beschränkt sich dabei nicht auf das Bundesland. Zwar müsse mindestens die Antragstellerin oder der Antragsteller aus dem MAPEX-Cluster kommen, aber die Industriepartner:innen können aus ganz Deutschland in Projekte einsteigen. „Wir sind immer dabei und moderieren den Prozess. Es muss dabei auch nicht unbedingt um Hightech-Branchen wie etwa die Raumfahrt gehen. Wenn ein mittelständischer Maschinenbauer oder ein Handwerksbetrieb einen Bedarf hat, freuen wir uns, auch mit diesem zusammenzuarbeiten“, betont Wedemeier.

Hightech-Standort Bremen profitiert vom Zentrum

Professor Rezwan, der seit 20 Jahren in der Grundlagenforschung als Materialingenieur arbeitet, betrachtet das Zentrum als Plus für die Bremer Wissenschaft. „Gerade der Grundlagenforschung fällt es oft schwer, der Gesellschaft ihre Relevanz zu vermitteln. Mit diesem Zentrum können wir zeigen: Es zahlt sich aus, in die Wissenschaft zu investieren, denn wir generieren hier einen echten Mehrwert.“

Und auch für Bremen sei das Zentrum ein Herausstellungsmerkmal. Denn durch die deutschlandweite Suche nach Projektpartnerinnen und -partnern würden Unternehmen aus dem ganzen Land auf Bremen aufmerksam werden. „Damit positioniert sich Bremen noch deutlicher als attraktiver Hightech-Standort“, so Rezwan.

Und noch eine andere Dimension sieht sein Geschäftsführer-Kollege Wedemeier, der Innovationsökonom mit Schwerpunkt auf regionaler Wettbewerbsfähigkeit: „Deutschland muss Innovationen voranbringen, denn wir sehen, wie andere Länder schneller sind. Unseren Wohlstand zu erhalten, heißt, Innovationen zu ermöglichen. Und wir wollen ein Teil davon sein.“

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