Gleiches Geld für gleiche oder gleichwertige Arbeit – das steckt hinter dem Begriff Entgeltgleichheit. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Gleichberechtigung im Berufsleben. Gendergerechtigkeit bezieht sich auf Strukturen in Unternehmen und auf dem Arbeitsmarkt, die allen Geschlechtern gleiche Chancen im Erwerbsleben sichern. Mit der Landesstrategie „Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit“ will die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa jetzt die Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Arbeitsmarktattraktivität der bremischen Unternehmen stärken und die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte fairer gestalten.
Die Senatsstrategie wird in Kooperation mit der ZGF und der Arbeitnehmerkammer umgesetzt. Sie erfolgt in enger Abstimmung mit den Sozialpartner:innen, Kammern und Branchenverbänden. Die Strategie dient dabei als Grundlage für künftige Maßnahmen zur Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit. Sie soll für den öffentlichen Dienst und öffentliche Unternehmen neue Strukturen schaffen, als Vorbild dienen und die Privatwirtschaft durch Information und Beratung dabei unterstützen, Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit zu fördern.
Noch immer sind Frauen von Entgeltungleichheit betroffen. Viele Frauen arbeiten zudem unterhalb ihrer Qualifikationen oder unfreiwillig in Teilzeit aufgrund z.B. von Pflege- oder Erziehungszeiten. Auch andere gesellschaftliche Gruppen (z.B. ältere Menschen, LGBTQ+) sind von ungerechtne Arbeitsbedingungen betroffen. Auch wenn es in der Wirtschaft, bereits sehr gute Beispiele für familienfreundliche Organisationen und diversity- sowie gendersensible Unternehmensführung gibt, so ist in vielen Bereichen, insbesondere bei der praktischen Umsetzung, noch Luft nach oben.
Die Strategie möchte nun den Ist-Zustand in Bremen analysieren und darauf aufbauend mögliche Maßnahmen empfehlen. Bereits heute gibt es erste Maßnahmen und Institutionen, die sich um Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit kümmern. Es haben bereits erste Veranstaltungen zum Thema stattgefunden und auch gibt es bereits organisatorische Maßnahmen im öffentlichen Bereich. In Bezug auf Beruf und Familie/Privatleben in den Betrieben sind über das RKW bereits Angebote vorhanden.
Beratung und Begleitung für Unternehmen
Angebote zum Spracherwerb für Frauen und Unternehmen
Aus- und Weiterbildung
Strategien, Netzwerke und Projekte zu den Themen Digitalisierung und Gründung
Bestehende Aktivitäten im bremischen öffentlichen Dienst
Durch die Landesstrategie sollen alle Prozesse (bereits bestehende und zukünftige) verzahnt werden, damit sie zielgerichtet funktionieren und zu messbaren Effekten führen. Die Maßnahmen werden mit EFRE- und ESF-Mitteln hinterlegt, sodass Synergien geschaffen und Ressourcen bestmöglich genutzt werden.
Landesstrategie »Gendergerechtigkeit und Entgeltgleichheit« | BREM
Neben den direkten Auswirkungen auf die Beschäftigten soll die Landesstrategie Unternehmen ermöglichen, sich als attraktive:r, faire:r und moderne:r Arbeitgeber:in präsentieren zu können. Betriebe können so ihre eigene Fachkräftebasis mit konkreten Maßnahmen sicherstellen und ausbauen. Die Landesstrategie soll zu Best Practice Beispielen, Use Cases und Empfehlungen führen, die auch von kleinen und mittleren Betrieben genutzt werden können.
Ansprechperson auf strategischer Ebene
Frau Francis Mubanga
Freie Hansestadt Bremen | Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
Abteilung Arbeit
Referat 23 - ESF - Verwaltungsbehörde
Hutfilterstr. 1-5 | 28195 Bremen
Tel: +49 421 361 4445
francis.mubanga@wae.bremen.de
Eine Landesstrategie Entgeltgleichheit und Gendergerechtigkeit hat nur dann eine Chance auf erfolgreiche Umsetzung, wenn die Sichtweisen aller Akteure in den Prozess einfließen. Neben der Arbeitsgruppe die sich konkret fachlich mit dem Thema befasst und der Steuerungsrunde auf Leitungsebene haben wir uns deshalb entschlossen weitere inhaltliche Workshops durchzuführen.
Zunächst haben wir mit Gewerkschaftsvertreter:innen und Betriebsrät:innen gesprochen, um aus Sicht der Mitbestimmungsgremien zu erfahren, welche Herausforderungen und Maßnahmen aus ihrer Sicht prioritär sind. Dabei wurde deutlich, dass es durchaus schon gute Ansätze gibt aber in der praktischen Umsetzung noch viel Luft nach oben ist. Die Tarifbindung ist ein zentrales Instrument für mehr Gendergerechtigkeit, aber natürlich auch immer das Thema Awareness bei Unternehmensleitungen, Beschäftigten und auch den Betriebsräten.
Danach ging es dann im Rahmen eines Kreativworkshops daran, die Sichtweise der Unternehmen zu erkunden. Professionell und motivierend moderiert von Gülcan Yoksulabakan Üstuay (Referentin für Diversity Management beim Senator für Finanzen) haben sich Vertreter:innen von Kammern, Unternehmensverbänden und Branchen, nach einem Input von Frau Jochmann-Döll (Expertin für Entgeltgleichheit), intensiv über die jetzige Situation, bereits etablierte Maßnahmen aber auch über neue Organisationsformen und die Ausgestaltung von Förderprogrammen ausgetauscht.
Der Fachkräftemangel und die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung führen dazu, dass die Unternehmen mittlerweile sehr offen für den Themenkomplex Beruf & Familie und Gendergerechtigkeit sind. Es fehlt aber oft auch an Know-How die Organisation neu oder besser aufzustellen, um auch die Generation Z für die Betriebe zu gewinnen. Auch ist bisher nur in wenigen Unternehmen ein KMU Gleichbehandlungscheck oder ein vergleichbares Verfahren durchgeführt worden.
Themen wie Führung in Teilzeit, geteilte Führung, Teilzeitausbildung und Flexibilisierung der Arbeitszeiten stellen für viele Unternehmen große Herausforderungen dar. Die Förderprogramme, die wir im Rahmen der Landesstrategie entwickeln wollen, müssen daher genau auf die Bedarfe der Unternehmen zugeschnitten werden, um die Hürden zu verringern und Innovationsprozesse zu starten.
Wenn wir das Fachkräftethema positiv für uns entscheiden wollen, dann brauchen wir mehr Frauen in den Betrieben. Das stärkt die Unternehmen und den Standort. Die Voraussetzung dafür sind aber Strukturen, die es Frauen ermöglichen, genauso Karriere machen zu können, wie die Männer. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber erst dann, wenn der Gender Paygap geschlossen ist und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie - auch für Männer - keine Herausforderung, sondern eine Selbstverständlichkeit sind.
Auf dem Weg dahin gibt es viele Hebel, ein zentraler ist mit Sicherheit die Kinderbetreuung. Eine gesicherte Betreuung, auch in Randzeiten, würde den Prozess zu mehr Chancengleichheit enorm beschleunigen.