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1.11.2019 - Jann Raveling

Starker Schaum aus Bremen: Zwei Brüder starten mit Metallschäumen durch

Start-ups

Mac Panther Materials stellt offenporige Metallschäume mit einem neuen Verfahren her

Leicht und dennoch stabil: Metallschaum von Mac Panther Materials
Leicht und dennoch stabil: Metallschaum von Mac Panther Materials © Körber-Stiftung

Metallschäume werden häufig im Leichtbau eingesetzt, da sie hohe Stabilität mit geringem Gewicht vereinen. Das Start-up Mac Panther Materials aus Bremen produziert einen offenporigen Metallschaum, der vielseitig einsetzbar ist.

Auf die ersten Jahre seit Gründung im März 2017 blicken die beiden Brüder Andreas und Michael Kleine positiv zurück: „Es ist eine hochspannende Zeit für uns und bisher klappt unsere Zusammenarbeit hervorragend“, sagt Andreas Kleine. Von Geschwisterrivalität keine Spur: Die beiden Firmengründer sitzen sogar im selben Büro. Gemeinsam stellen sie offenporige Metallschäume her.

Metallschaum ist nicht gleich Metallschaum

Aufgeschäumte Metalle gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Einem breiteren Einsatz standen aber bisher die hohen Kosten des Materials entgegen. Die leichten und stabilen Porenstrukturen werden unter anderem im Automobilbau eingesetzt, wo sie Vibrationen und Schall dämpfen oder Energien bei einem Crash aufnehmen können. Die meisten Metallschäume sind dabei geschlossenporig – das heißt, dass jede Pore komplett von Metall ummantelt ist.

Die offenporigen Metallschäume aus Bremen ähneln eher einem Schwamm. Das habe viele Vorteile, so Michael Kleine: „Durch die offenen Poren können Gase oder Flüssigkeiten gelangen, damit eignen sie sich als Katalysator, Filter oder Wärmetauscher. Metallschäume können Schallwellen absorbieren und somit als Dämmung dienen oder aber mit einem zusätzlichen, für die jeweilige Anwendung vorteilhaften Material gefüllt werden. Und wir konstruieren damit Leichtbaustrukturen, die Energien absorbieren können – zum Beispiel als Aufprallschutz. Auch zum Schutz vor Explosionen, Splittern und Geschossen sind Metallschäume hervorragend einsetzbar. Und zu guter Letzt sind sie schön anzusehen, Architekten können damit Fassadenelemente mit integriertem Flammschutz entwerfen.“

Andreas Kleine und Michael Kleine wollen mit Metallschäumen durchstarten
Andreas Kleine und Michael Kleine wollen mit Metallschäumen durchstarten © WFB/Raveling

Bewährtes mit Bewährtem verbinden und so Neues schaffen

Der Vergleich zum haushaltsüblichen Schwamm ist dabei noch auf eine andere Weise hilfreich: Beide bestehen aus ähnlichem Ausgangsmaterial. Die poröse Metallstruktur aus Bremen basiert auf Polyurethan-Schäumen (PU), die in der Industrie weit verbreitet sind. Dieser Kunststoffschaum wird über einen galvanischen Prozess mit einer Metallschicht überzogen – Nickel, Kupfer, Silber, Gold oder Legierungen sind möglich. So entsteht ein Kunststoff-Metall-Hybridschaum, der relativ kostengünstig und reproduzierbar hergestellt werden kann, denn das Galvanisieren ist ein Standardprozess in der Oberflächenbehandlung. Auf Wunsch kann Mac Panther Materials den Kunststoff nachträglich entfernen, aber er kann auch ohne Abstriche bei der Stabilität im Material verbleiben.

Für Schäume von der Elbe an die Weser

„Mich begeistern die vielen Funktionen des Werkstoffs und seine Sortenvielfalt: Es gibt eine Menge verschiedener PU-Schäume, mit großen oder kleinen, dichten oder weiten Poren. Je nach Kundenwunsch können wir daraus maßgeschneiderte Metallschäume herstellen“, schildert Andreas Kleine begeistert. Der um vier Jahre jüngere Bruder ist Physiker und hat im Bereich der Nanotechnologie, welche auch für diese besonderen Kunststoff-Metall-Hybridschäume von Bedeutung ist, promoviert. Er übernimmt die Weiterentwicklung, das Marketing und den Vertrieb des neuen Werkstoffs. Für die Neugründung hat er seinen Job als Physiker und Entwicklungsleiter in Hamburg aufgegeben und ist mitsamt seiner Familie nach Bremen gezogen. Ein wenig trauert er der Elbmetropole hinterher, aber bereut hat er seine Entscheidung keine Sekunde lang: „Ich habe mir gesagt: Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie mehr. Ich musste die Chance ergreifen! Und hier in Bremen lebt es sich auch ganz gut.“

Vertrauen und Offenheit im Umgang miteinander

Dazu trägt auch sein älterer Bruder Michael entschieden bei. Beide haben Familie und die sechs gleichaltrigen Kinder können jetzt öfter gemeinsam spielen, während die Väter das neue Unternehmen gestalten: „Wir vertrauen uns und wollen gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das motiviert. Aber wir können auch klare Kanten zeigen, da sind wir ganz offen“, so Michael Kleine. Beide Brüder sind zudem Geschäftsführer von Mac Panther. Das Unternehmen in der Bremer Airport-Stadt - welches 2018 sein 25-jähriges Jubiläum feierte - ist auf die Kaltumformung langer Metallteile spezialisiert und in diesem Bereich ein „Hidden Champion“. Das Start-up Mac Panther Materials ist der Versuch, mit Metallschäumen ein neues Standbein für Mac Panther aufzubauen – was die Namensähnlichkeit erklärt.

Vorher und nacher: Aus PU-Schaum wir Metallschaum
Vorher und nachher: Aus PU-Schaum (rechts) wird Metallschaum (links) © Mac Panther Materials

Mit Unterstützung aus der Wissenschaft ein neues Standbein entwickelt

Die Idee zu den neuartigen Metallschäumen entstammt der Universität des Saarlandes, wo die Wissenschaftlerin PD Dr. Dr. Anne Jung das Hybridschaum-Verfahren erforschte und dafür im Jahr 2013 den Deutschen Studienpreis gewann. „Die Universität suchte ein Gründerteam, um den Prototyp zu einem industriellen Prozess weiterzuentwickeln und diesen dann zu vermarkten. Darauf haben wir uns beworben“, erläutert Andreas Kleine. Mit einem erfolgreichen Unternehmen im Hintergrund erhielten die beiden Brüder den Zuschlag für das Verfahren. „Wir müssen nicht alle Strukturen neu aufbauen, Buchhaltung, Software, Arbeitskräfte, das ist alles schon da“, führt Andreas Kleine weiter aus. Die Universität und die Erfinderin sind an der Neugründung beteiligt und unterstützen die Brüder mit Know-how.

Mitten im Kundenkreis in der Bremer Airport-Stadt

Die Schäume selbst werden in der Region produziert, da der Einsatz galvanischer Verfahren in der Airport-Stadt aus Umweltgründen problematisch ist. „Dennoch bleiben wir hier am Standort, denn er hat viele Vorteile für uns: In der Airportstadt sitzen viele unserer potentiellen Kunden, die Schäume sind für die Luft- und Raumfahrt- aber auch für die Rüstungsindustrie sehr interessant. Und der Weg zum Automobilbau ist auch nicht weit. Zudem gibt es hier dsa Technologiezentrum Ecomat – von dem wir uns viele Synergien erhoffen“, erläutert Michael Kleine die Vorteile des Bremer Standorts. Jetzt gilt es für die Brüder erste Kunden zu finden und die Produktion hochzufahren. Auf großes Interesse sind die beiden dabei schon gestoßen. „Mac Panther Materials ist auch für den Wirtschaftsstandort Bremen eine große Chance, denn wir haben ein innovatives Material mit völlig neuen Möglichkeiten“, betont Andreas Kleine optimistisch und sein Bruder stimmt ihm zu.


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