Sander: Dazu eine Geschichte: Für die Satellitentechnik wollten wir Alu-Kühlerplatten drucken. In diesem Bereich hat man es mit extremen Temperaturen zu tun, wichtig ist der Wärmeausgleich. Dafür gab es einen speziellen Werkstoff, der früher als nicht druckbar galt. Gefördert durch das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) haben wir in einem Forschungsprojekt dann zusammen mit dem Fraunhofer IAPT (früher LZN) fünf in Frage kommende Werkstoffe auf Ihre 3D-Druck Tauglichkeit verpulvern lassen und geschaut, ob man die wieder verschweißen kann. Zwei davon haben geklappt - ein Material, obwohl es unter Flugzeuganwendungs-Gesichtspunkten als nicht schweißbar galt!
Sollten kleine und mittlere Unternehmen (KMU) jetzt in die additive Fertigung einsteigen oder noch warten?
Sander: Auf jeden Fall einsteigen! Für KMU ist es aber wichtig zu schauen, bei welchen Teilen es sich lohnen könnte, in den 3D-Druck zu starten. Vielleicht ein Teil, das schwer lieferbar ist, weil beispielsweise ein Gussteil fehlt? Man kann hochqualifizierte Produkte drucken, aber zu Beginn startet man am ehesten zum Beispiel mit einem kleinen, einfachen Halter, um nachzuweisen, dass es sinnvoll möglich ist. Frei nach dem „Lessons-Learned-Prinzip“.
Was raten Sie Unternehmen/KMU, die in den 3D-Druck einsteigen wollen?
Sander: Ich rate dazu, sich zu vernetzen. Mittelständlern fehlt es teilweise an Know-How und einer Übersicht über die Chancen, die mit den neuen Fertigungstechniken verbunden sind. Da können wir im Netzwerk helfen. Denn wir dürfen eins nicht vergessen: Ein key-enabler für das zukünftige Bestehen am Markt, ist die Entwicklungsgeschwindigkeit. Wie bringe ich die Entwicklung schnell von meiner Firma auf die Straße? Den Innovationsaufwand kann ein Unternehmen meistens nicht alleine schaffen – und da hilft es, sich im 3D-Druck zu vernetzen.
Und hier haben wir bei der
BRE3D Initiative wirklich was zu bieten: Es stehen diverse wissenschaftliche Institute aus der Werkstoff-, und Verfahrenstechnik (IFAM, IWT, ISEMP Faser Institut), aber auch aus der Bionik wie das AWI oder der Lehrstuhl für Bionik von Professorin Antonia B. Kesel, mit der wir schon eine langjährige Zusammenarbeit pflegen, zur Unterstützung zur Verfügung.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Sander: Erfahrungsgemäß ist die Hinwendung zum 3D-Druck gar nicht teuer. Wenn man eine Idee hat, geht man zu Experten wie beispielsweise dem
Bremer Unternehmen Materialise GmbH und entwickelt mit deren fachmännischer Unterstützung einen ersten Prototyp. Die Investition am Anfang ist gar nicht so hoch. Die Industrialisierung erfolgt erst später. Am Anfang brauchen die Unternehmen auch keine eigenen 3D-Drucker. Der Übergang kann ganz soft laufen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Lesen Sie hier, wie Bremen im Bereich 3D-Druck aufgestellt ist und welche Fördermittel und Netzwerke Unternehmen nutzen können.
Für Fragen und Anregungen stehen Ihnen folgende Personen zur Verfügung:
Peter Sander (
peter.sander@airbus.com)
Bastian Müller (
bastian.mueller@wah.bremen.de)
Bild oben: Peter Sander. Quelle: Airbus